: Paul Gallico
: Mrs. Harris und ein Kleid von Dior Roman - Verfilmt als 'Mrs. Harris goes to Paris'
: Aufbau Verlag
: 9783841217066
: Die Abenteuer von Mrs. Harris
: 1
: CHF 7.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 138
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Das Buch zum Film 'Mrs. Harris goes to Paris'.

Der größte Wunsch der Londoner Reinemachfrau Mrs. Ada Harris ist es ein Kleid aus dem berühmten Pariser Modehaus Dior zu besitzen. Jahrelang spart sie jeden Cent dafür und verliert doch nie ihre gute Laune mit der sie ihre Umwelt bezaubert. Und endlich ist der große Tag da und Mrs. Ada Harris reist in die wunderbare Stadt der Mode und der Liebe ...



Paul Gallico wurde in New York als Sohn der österreichischen Violinistin Hortense Erlich und des italienischen Komponisten, Musiklehrers und Pianisten Paolo Gallico geboren, die 1895 in die Neue Welt ausgewandert waren. 1916 begann Gallico ein Studium an der Columbia University, das er 1921 mit dem akademischen Grad eines Bachelor of Science abschloss. Danach arbeitete er als Sportjournalist bei den New York Daily News, wo er ab 1923 auch eine eigene Kolumne hatte.

In den 30er Jahren wandte er sich zunehmend vom Sport ab und verfasste Kurzgeschichten, von denen viele in der Saturday Evening Post erschienen. Viele seiner Erzählungen und Romane wurden später für Kino und TV verfilmt.

Paul Gallico war viermal verheiratet und hinterließ mehrere Kinder. Er starb am 15. Juli 1976 in Antibes im Alter von 78 Jahren.

Erstes Kapitel


Die zierliche, schmale Frau mit den roten Apfelbäckchen, dem ergrauenden Haar und den klugen, beinah frechen kleinen Augen saß da und drückte die Nase ans Kabinenfenster der Viscount-Maschine, die früh morgens von London nach Paris flog. Wie sich das Flugzeug dröhnend von der Rollbahn in die Lüfte erhob, so schwang sich auch das Herz der Frau empor, voller Seligkeit, endlich auf dem Wege zu jenem Abenteuer zu sein, das ihr ihren Herzenswunsch erfüllen sollte. Sie war aufgeregt, aber keinesfalls ängstlich, denn sie hatte die Gewissheit, dass ihr jetzt nichts mehr zustoßen könne. Ihre Kleidung war recht bescheiden: ein etwas abgetragener brauner Trenchcoat, saubere braune Baumwollhandschuhe und dazu eine braune Plastiktasche, die sie fest unter den Arm geklemmt hielt. Und mit Recht. Denn in dieser Tasche befanden sich nicht nur zehn Einpfundnoten – mehr englisches Geld durfte man nicht von den britischen Inseln ausführen – und die Rückflugkarte nach Paris, sondern außerdem die Summe von vierzehnhundert Dollar in amerikanischer Währung, ein dickes Bündel Fünf-, Zehn- und Zwanzigdollarnoten, von einem Gummiring zusammengehalten. Nur der Hut offenbarte ihre überschwengliche Natur: ein grüner Strohhut, vorn mit einer ungeheuren, lächerlichen Rose, die auf einem biegsamen Stiel mal nach links und mal nach rechts schwankte, je nachdem wie die Hand des Piloten den Knüppel bediente, um die Maschine schräg zu legen, um zu kreisen und Höhe zu gewinnen.

Jede kundige Londoner Hausfrau, die sich schon einmal der Hilfe dieses einzigartigen Typs von stundenweise erscheinenden Reinmachefrauen bedient hat, ja, genaugenommen jeder Engländer hätte sofort gesagt: ›Eine Frau mit diesem Hut kann nur eine Londoner Scheuerfrau sein.‹ Und sie hätten recht gehabt.

In der Passagierliste der Viscount-Maschine war sie als Mrs. Ada Harris eingetragen, Mrs. Ada Harris, Willis Gardens Nr. 5, Battersea, London SW 11. Sie selber sprach ihren Namen ’arris aus und war tatsächlich Reinmachefrau. Sie arbeitete bei Leuten in der Gegend des eleganten Eaton und Belgrave Square.

Bis zu diesem wunderbaren Augenblick, da sie sich vom Erdboden emporgehoben fühlte, war ihr Leben eine ununterbrochene Plackerei gewesen. Das einzige, was sie sich hin und wieder gönnte, war ein Kinobesuch, ein Glas Bier in der Kneipe an der Ecke oder ein Abend im Varieté. Mrs. Harris, die sich nun den Sechzig näherte, lebte in einer Welt von Schmutz und Unordnung, die kein Ende nahmen. Nicht einmal, nein, ein halb dutzendmal am Tage öffnete sie mit den ihr anvertrauten Schlüsseln die Türen von ungelüfteten Vorplätzen in Häusern oder Etagen und sah sich jedesmal dem gleichen Durcheinander gegenüber: Bergen von schmutzigem Geschirr und fettigen Töpfen im Spülstein, ungemachten Betten, achtlos umhergeworfenen Kleidungsstücken, nassen Handtüchern auf der Erde im Badezimmer, gebrauchten Zahnputzgläsern, bespritzten Spiegeln, schmutziger Wäsche, die zusammengepackt werden musste, und selbstverständlich überall vollen Aschenbechern auf den staubigen Tischen, kurz, einer Unordnung, wie sie die Ferkel von Menschen zu hinterlassen pflegen, wenn sie morgens die Wohnungstür hinter sich zuschlagen.

Mrs. Harris räumte alles gründlich auf, weil es ihr Beruf war, eine Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verd