: Colm Tóibín
: Haus der Namen Roman
: Carl Hanser Verlag München
: 9783446266704
: 1
: CHF 10.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fesselnd, brutal und gegenwärtig: der neue Roman von Colm Toibin erzählt ein antikes Drama neu
Wieder vermag es Colm Tóibín meisterhaft einen klassischen Stoff völlig neu zu erzählen: Im geheimnisvollen Haus der Namen findet Orestes Zuflucht vor dem neuen Mann seiner Mutter. Diese hat nach der Opferung ihrer Tochter ihren Ehemann ermordet. Deswegen wird sie nun von ihrem Sohn Orestes und seiner Schwester Elektra angefeindet. Es beginnt ein blutiges Rachespiel zwischen Mutter, Tochter und zurückgekehrtem Sohn. Immer tiefer gerät Orestes zwischen die Fronten. Und dann ist da noch seine Liebe zu Leandros, die ihn vor eine Zerreißprobe stellt. 'Grausam und quälend glaubhaft' (The Guardian) zeichnet Tóibín das Porträt einer zerrissenen Familie und einer entgleisenden Mutter-Tochter-Beziehung.

Colm Tóibín, 1955 in Enniscorthy geboren, ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart. Bereits sein erster Roman 'Der Süden' (1994) wurde von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem IMPAC-Preis und dem David Cohen Prize for Literature. Bei Hanser erschienen der Henry-James-Roman 'Porträt des Meisters in mittleren Jahren' (2005), 'Mütter und Söhne' (Erzählungen, 2009), 'Brooklyn' (Roman, 2010), 'Marias Testament' (Roman, 2014), 'Liebe und Tod' (Hanser-Box, 2014), 'Nora Webster' (Roman, 2016), 'Haus der Namen' (Roman, 2020), 'Der Zauberer' (Roman, 2021), für den er den Rathbones Folio Prize 2022 erhielt, und zuletzt 'Long Island' (Roman, 2024). Er wurde für 2022-2024 zum Laureate for Irish Fiction ernannt.

ICH KENNE ihn inzwischen, den Geruch des Todes. Diesen eklig süßen Geruch, der mit dem Wind in die Zimmer des Palastes eindrang. Jetzt habe ich keine Mühe mehr, Frieden und Behagen zu empfinden. Meinen Morgen widme ich dem Himmel und dem wechselnden Licht. Sowie der Vogelgesang erklingt, füllt die Welt sich mit ihren eigenen Freuden, und dann, wenn der Tag abnimmt, nimmt auch sein Schall ab und schwindet. Ich sehe zu, wie die Schatten länger werden. So vieles ist davongeglitten, doch der Geruch des Todes bleibt. Vielleicht ist er in meinen Körper eingedrungen und dort wie ein alter Freund empfangen worden, der zu Besuch kommt. Der Geruch von Furcht und Panik. Der Geruch ist hier, so wie die Luft hier ist; er kehrt auf dieselbe Weise zurück, wie das Licht am Morgen wiederkehrt. Er ist mir ein ständiger Begleiter; er hat die Lebensgei