: Caroline Gommel
: Jörn Thiemer
: Belächelt. Bekämpft. Beneidet. Andersdenkende Zahnärzte und ihre Geschichten
: Quintessence Publishing Co Inc USA
: 9783868672909
: 1
: CHF 22.40
:
: Zahnheilkunde
: German
: 168
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Herausgegeben von Jörn Thiemer, verfasst von Caroline Gommel, unter Mitarbeit von G. Bertha / F. Hieninger / A.& K. Kaul / N. van Sprundel / B. M. Zuch Praxismarketing und Kommunikationsstrategien, um Stammkunden, aber auch potenziell neue Patienten zu erreichen, sind bei Zahnärzten oft noch umstrittene Themen. Dabei gibt es verschiedene wirksame und empfehlenswerte Strategien und Marketingkonzepte. In diesem Buch stellen 7 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Praxen vor, die sie mit neuen Ideen und ungewöhnlichen Praxiskonzepten sehr erfolgreich führen. Sie nutzen mit betriebswirtschaftlichem Geschick die Bandbreite der technischen und kommunikativen Möglichkeiten, um sich, ihr Angebot und ihre Praxen bekannt zu machen. Ihre Wege zum Erfolg waren innovativ, mitunter auch riskant; sie wurden belächelt, bekämpft, letztendlich aber anerkennend beneidet. Lassen Sie sich für Ihre Praxis inspirieren und vom Erfolg anstecken.

Ein typischer Montag im Jahr 1999

7.10 Uhr am Morgen. Der flüchtige Blick auf den Kalender lässt den jungen Zahnarzt Fritz Hieninger „rot sehen“. Vor ihm liegt ein 12-Stunden Behandlungsmarathon. Dann geht er den anstehenden Tag Etappe für Etappe in Gedanken durch. Seine Laune sinkt schlagartig, als er realisiert, dass am frühen Nachmittag die Behandlung einer ausgesprochen schwierigen Angstpatientin ansteht. Dafür würde er sicher mehr als die eingeplante Zeit benötigen. Wer hat denn diese Terminplanung gemacht? Er muss unbedingt mit seiner Praxismanagerin sprechen – später. In der Praxis warten bereits zahlreiche Patienten im Wartezimmer. Ein Techniker aus dem Dentaldepot macht sich an der Behandlungseinheit in Zimmer 2 zu schaffen, deren Wasserversorgung nicht mehr richtig funktioniert. Also muss jetzt die Raumbelegung kurzfristig umgeplant werden. Bereits bei der ersten OP liegt nicht bereit, was er braucht. Wo ist die Helferin jetzt mit dem Tray hingelaufen? “Sabine, bitte sofort in Zimmer 1“. Der Patient auf der Behandlungseinheit runzelt die Stirn und knetet seine Finger. Schon am späten Vormittag sind alle ursprünglich eingeplanten Pausen durch dringende Fälle und Termine ersetzt. Die Behandlung der Angstpatientin kann er erfolgreich meistern, nachfolgende Termine schieben sich, wie befürchtet, nach hinten. Nach der letzten Behandlung des Tages um 19.30 Uhr lässt sich der erschöpfte Zahnarzt auf seinen Bürostuhl fallen und trinkt noch einen Kaffee – den letzten für heute. Eine richtige Pause hat Fritz Hieninger den ganzen Tag nicht gehabt. Trotzdem ist der Arbeitstag noch nicht zu Ende. Auf dem Tisch liegt jede Menge Verwaltungskram: ein gewaltiger Stapel an Heil- und Kostenplänen, die er prüfen und unterschreiben muss, ein Ordner voller Belege, die er sichten und sortieren muss, bevor er sie an den Steuerberater schickt und geschätzte 1000 Seiten Fachliteratur – ungelesen. Gegen 22.00 Uhr verlässt Fritz Hieninger entnervt die Praxis und fährt nach Hause. Er fühlt sich wie ein Hochleistungssportler nach einem absolvierten Marathonlauf, nur ohne Glücksgefühl.

„Wie bin ich eigentlich hierher gekommen?“

Zuerst war es nur ein kurzes Pfeifen in seinem Ohr, das ihn ab und zu irritierte. Dann wurde es immer häufiger und eines Tages war da ein unerträglicher Dauerton. Jetzt sitzt er in der Klinik und fühlt sich komplett fehl am Platz. Es ist ihm beinahe peinlich, dass sein Hausarzt ihn eingewiesen hat, denn er fühlt sich nicht wirklich krank. Das ist doch eine Lappalie, sagt er sich und wartet darauf, dass der Stationsarzt kommt und ihn nach Hause schickt. Als er dem Arzt dann gegenüber sitzt, sieht er in ein ernstes Gesicht und glaubt zunächst nicht, was ihm gesagt wird: „Sie haben einen Tinnitus. Hatten Sie in letzter Zeit viel Stress?“ Ja, er hatte Stress. Klar. Aber das war ja auch normal für einen jungen Existenzgründer. Er hatte die Zahnarztpraxis übernommen. Es ging vom ersten Tag an rund, doch die Abläufe seines Vorgängers ließen sich nicht von einem Tag auf den anderen an die für ihn ideale Arbeitsweise anpassen. Er hatte sich nicht wirklich die Zeit genommen, um innezuhalten und den Betrieb sinnvoll neu aufzustellen und den Workflow neu auszurichten. Er hatte sich vorgemacht, dass er sich darum kümmern würde, wenn mal weniger los sein würde. Es war aber immer viel los gewesen – zu viel. Jetzt hat er notgedrungen Zeit. Er sit