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Punkt zehn Uhr am nächsten Morgen betrat Brick die Redaktion und hatte ein Déjà-vu.
„Mich laust der Affe! Big Ben, leibhaftig und höchstpersönlich.“
Das war Katsches Stimme, Karl-Heinz Martens, Redakteur der Lokalredaktion und einer von Eddies Speichelleckern, die ihm assistierten, aber hinten herum scharf auf seinen Job waren.
Er lief Brick nach und stellte sich mit seinem spindeldürren Körper vor ihn in den Gang.
„Hi, ist Eddie da?“
„Ja, aber er sitzt gerade bei einem der Geschäftsführer.“ Martens fummelte an seiner widerlichen kreisrunden, randlosen Brille Marke 70er-Jahre herum, die heutzutage höchstens noch hängengebliebene Hippielehrer trugen. „Wichtiges Meeting“, ergänzte er betont, „wenn du verstehst.“
„Nee, ist mir auch egal. Ich muss mit ihm reden.“
„Dann wirst du dich gedulden müssen.“ Ein Fatzke der üblichen Sorte, wobei Brick feststellte, dass Martens‘ Art noch unerträglicher geworden war. Früher hatte man ihn wenigstens kaum wahrgenommen, heute war er offensichtlich zum Brechmittel mutiert.
„Kannst du ihn nicht da rausholen?“
Skeptische Augen tasteten ihn ab. „Brick, ist alles klar bei dir? Warum hast du es so eilig?“
„Weil … weil … Ach, lass mir die Ruhe.“ Brick ließ ihn einfach stehen und begab sich in Eddies Büro. Es war leer. Er schwang sich auf den Schreibtischstuhl, klickte sich ins Redaktionssystem und ging die Pressemeldungen der Kripo durch.
Katsche taperte ihm hinterher, baute sich in der Tür auf und starrte ihn an, bis er den Kopf schüttelte und endlich verschwand.
Er musste Eddie Bescheid gegeben haben, denn keine drei Minuten später stand der Chef vor ihm.
„Hi Brick, das ist mein Platz“, sagte Eddie bei seinem Anblick.
„Keine Angst, ich will ihn dir nicht streitig machen“, sagte Brick und erhob sich.
Eddie pflanzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und seufzte laut. „Diese Sesselfurzer in den oberen Etagen machen einem das Leben zur Hölle. Ich könnte aus der Haut fahren … Der Zimmerling, dieses Rindvieh …“
Brick hatte keinen Nerv, sich anzuhören, wie sich Eddie über die Probleme der Zeitung bei ihm auskotzte. „Ich brauch deine Hilfe“, fiel er ihm ins Wort, bevor Eddie ins Detail gehen konnte.
„Gut, dass du es selbst ansprichst. Was macht eigentlich deine Reportage zu dieser Escortagentur? Du wolltest schon längst liefern. Wir haben heute Abend Deadline.“
„Das wird nichts“, sagte Brick kleinlaut und setzte sich auf einen Stuhl vorm Schreibtisch.
„Wieso? Du warst doch quasi fertig.“
„Schon, aber mir fehlen die Bilder, die ich gestern Abend machen wollte … Kam ja leider was dazwischen.“
„Verstehe. Und nun?“
„Keine Ahnung. Verschieb den Drucktermin.“
„So geht das nicht, Brick! Das Ding ist zu groß. Um den Platz zu füllen, brauch ich fünf andere Geschichten. Wo soll ich die hernehmen?“
„Saug dir was aus den Fingern. Du hast doch immer was auf Halde.“
„Aber nicht so viel.“
„Dann plündere den Stehsatz!“
„Moment, Moment! Ich sag dir jetzt was, und das auch nur einmal: Ich brauch das Ding bis heute Abend. Spätestens!“
„Vergiss es! Ich rück den Artikel nicht raus, bis ich sage, dass er fertig ist.“
„Dann hör mir jetzt genau zu! Entweder du lieferst oder wir nehmen ihn ganz raus. So einfach ist das!“
Brick stockte und sah ihn scharf an. „Was ist denn eigentlich los mit dir? Haben die da oben dein Gehirn weichgespült, oder was?“
„Hier kann nicht jeder machen, was er will. So läuft das nicht. Das wäre Anarchie. Das Chaos wäre vorprogrammiert. Auch du hast dich an Spielregeln zu halten. Für dich gelten ohnehin schon weniger als für alle anderen. Hab ich mich klar ausgedrückt?“
Brick sprang auf. „Weißt du was? Steck dir deine verpisste Reportage in den Arsch!“ Er wandte sich um und hechtete zur Tür.
„Du