: Frank Gaschler, Gundi Gaschler
: Ich will verstehen, was du wirklich brauchst Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Das Projekt Giraffentraum - Mit einem Vorwort von Marshall B. Rosenberg - Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe
: Kösel
: 9783641258467
: 1
: CHF 4.40
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: Familie
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für ein gestärktes Einfühlungsvermögen
Gewaltfreie Kommunikation in Familie, Kindergarten und Schule bedeutet: sagen, was mich stört, ohne dabei Vorwürfe zu machen, und dem anderen offen zuhören. Erwachsene und Kinder lernen damit, Entscheidungen zu treffen und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. In diesem Buch finden Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen viele konkrete Ideen, wie sie ein harmonisches Verhältnis zu den Kindern entwickeln und Wege, in liebevoller Verbindung zu bleiben, auch wenn es mal anstrengend wird. Sie lernen zu verstehen, was Kinder mit ihrem Verhalten ausdrücken wollen und wie man Konflikte so löst, dass jeder bekommt, was er braucht. Mit dem Projekt 'Giraffentraum', um es in der Kita durchzuführen.

Frank Gaschler, geb. 1967, ist Sozialpädagoge, zertifizierter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation (CNVC), Assessor für den Zertifizierungsprozess des CNVC, Coach und systemischer Mediator in Unternehmen und Organisationen. Von 2004 bis 2014 war er als Sozialpädagogischer Begleiter an einem privaten Gymnasium tätig. Seit 2004 leitet er Kurse für Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg u.a. für Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum.

Er und seine Frau Gundi Gaschler haben langjährige Erfahrungen im Bereich der Eltern-Kind-Arbeit, in Kindergärten und an Schulen. Gemeinsam entwickelten sie das Projekt 'Giraffentraum' zur Einführung der Gewaltfreien Kommunikation in Kindergärten. Sie wohnen zusammen in Hohenlinden bei München.

Einführung

»Ich muss gar nix – ich kann mich entscheiden!

Und außerdem bin ich ein Mensch!«

Unsere Tochter Elia erwiderte diese zwei Sätze mit dreieinhalb Jahren ihrer Erzieherin im Kindergarten, nachdem diese sagte: »Du musst jetzt aufräumen.« Was folgte, waren lange Elterngespräche mit den ErzieherInnen und für uns eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage, wie »gewaltfrei« wir unsere Kinder erziehen wollen.

Meine Frau Gundi und ich beschäftigten uns schon seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema Erziehung – nicht nur, weil wir Eltern sind, sondern auch, weil wir Elternkurse (»Starke Eltern – Starke Kinder®«) gaben. In den Kursen und auch zu Hause begegneten uns dabei immer wieder die Fragen, wie wir Grenzen setzen, wie wir Konsequenzen aufzeigen und auch selbst durchhalten können und vor allem die Frage: »Wie viel Orientierung braucht das Kind?«. Der Grundtenor der meisten Erziehungsseminare und Elternratgeber, die wir – vor allem Gundi – damals lasen, war: »Gib deinem Kind Orientierung, damit es sich später für das Richtige entscheiden kann.«

Das klang einfach und auch gut vermittelbar. In der Realität war es allerdings nicht so simpel. Das Orientierunggeben war nicht ganz so leicht, weil Marie (unsere ältere Tochter) und Elia es nicht immer annahmen. Dass die Kinder sich »später« richtig entscheiden würden, war etwas unbefriedigend, wenn »jetzt« das Zimmer immer noch unaufgeräumt war, und auf die Frage, was das »Richtige« sei, habe ich ja selbst für mein eigenes Leben bisher auch noch keine endgültige Antwort gefunden.

Im Zuge ihrer Tätigkeit als Elternkursleiterin stieß Gundi eines Tages auf Marshall B. Rosenbergs BuchGewaltfreie Kommunikation1 und krempelte damit so einiges in unserer Familie um. In Windeseile verbreitete sie die Idee, es gäbe so etwas wie richtig und falsch nicht, niemand sei für die Gefühle anderer verantwortlich und man bräuchte sich nicht zu entschuldigen, noch dazu, weil es so etwas wie Schuld nicht gäbe. Außerdem: »Man muss gar nix!«

Mein Weltbild drohte einzustürzen! Ich hatte ja schon so einiges mitgemacht: Habe Ich-Botschaften gesendet, Familienkonferenzen abgehalten, positive Formulierungen gefunden und Doppelbotschaften vermieden. Aber jetzt das? Wenn es weder richtig noch falsch gibt, wo bleibt dann die Orientierung? Wenn jeder für seine Gefühle selbst verantwortlich ist, wo bleibt dann das Miteinander, und wenn es keine Schuld gibt, dann kann ja jede tun, was sie will. Was ich hingegen annehmen konnte, war, dass ich nichts muss – schon gar nicht das Buch über Gewaltfreie Kommunikation selbst lesen! Mein Bedürfnis nach Autonomie war damals sehr ausgeprägt. Trotz aller Gegenwehr blieb mir die Veränderung jedoch nicht verborgen. Im Gegensatz zu mir sogen die Kinder den Paradigmenwechsel in unserer Familie mit jeder Pore auf. Nicht, dass Gundis Erziehung plötzlich erfolgreicher wurde – die Kinderzimmer wurden durch den Einsatz der Gewaltfreien Kommunikation auch nicht selbstverständlicher aufgeräumt als durch meinen Belohnungs-, Bestrafungs- und Orientierungsansatz. Was sich veränderte, war vor allem die Beziehung untereinander. Sie erschien mir zunehmend entspannter und vertrauter. Die Lautstärke, mit der Auseinandersetzungen geführt wurden, nahm deutlich ab. Wutausbrüche, Tränen und Gewalt zwischen den Kindern kamen seltener vor, wenn Gundi sich um die Kinder kümmerte, als wenn ich das tat.

Seit mir klar geworden ist, dass ich nicht nur die Rolle »Papa« verkörpere, sondern auch ein Mensch bin, der Bedürfnisse haben darf – und diese auch sättige –, hat sich in unserer Familie sehr viel verändert. Es ist ein Miteinander anstatt ein aufopferndes Füreinander. Ich gebe, weil ich es tun will, und nicht, weil ich muss. Wenn ich nicht bereit bin, es zu geben, dann gibt es vielleicht jemand anderes. Wenn ich es tue, dann ist es ein Geschenk – ohne Gegenleistung, Verpflichtung oder Schuld. Es