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»Henrik! Merda!«
»Helena …«
Sie richtete den bläulichen Strahl der LED-Lampe zu Boden. Lichtpunkte in unterschiedlichen Gelbtönen tanzten im Dunkel vor seinen Augen.
»Was machst du hier?«
Die Frage klang vorwurfsvoll, was verständlich war, immerhin hatte er unbefugt einen möglichen Tatort betreten.
»Ich hab dich … gesehen.« Was für eine unsinnige Erklärung. »Ich meine, ich bin mit meiner Mutter zum Frühstück verabredet. Sie wohnt hier im Hotel.«
Sie musste nicht fragen, warum seine Mutter nicht bei ihm in der Rua do Almada übernachtete. Er hatte ihr von den schwierigen Verhältnissen innerhalb seiner Familie erzählt.
»Und da dachtest du, du schnüffelst mir kurz mal hinterher, bis die Spiegeleier fertig sind?«, fragte sie verärgert.
Die gekrümmte Haltung, die er wegen der durchhängenden Abdeckung einnehmen musste, verursachte ein leichtes Zwicken in seinem Lendenwirbelbereich. Allerdings widerstrebte es ihm, die mit Kondenswasser beperlte Plane zu berühren, unter die Helena problemlos in aufrechter Haltung passte.
»Der Tote im Fundament, ist das jetzt dein Fall?«
»Warum, glaubst du, bin ich sonst hier?«
Alleine, ohne ihren Kollegen? Ja, warum eigentlich? Um nach einer Woche noch einmal einen Blick auf das aufgebrochene Fundament zu werfen, aus dem man die Leiche geborgen hatte? Ihre Anwesenheit ergab nicht wirklich Sinn. Henrik sah an ihr vorbei, suchte die Stelle, wo der Tote einzementiert gewesen war. Laut den Berichten in den Zeitungen musste man ihn dort vor einem Vierteljahrhundert mit Beton übergossen haben, als das Hotel den Pool bauen und den Garten neu anlegen ließ. Es hieß, dass in diesem Bereich des Beckens über die Jahre immer wieder Risse aufgetreten waren und sich Kacheln gelöst hatten. Bewegungen im Fundament, wie sachverständige Architekten anführten. Doch was sich hier bewegte, war nicht allein die Erde oder das Baumaterial. Nachdem die Ursache bekannt geworden war, machte die Boulevardpresse daraus ihre eigene Story:Der Tote wollte aus seinem unfreiwilligen Grab. Zwar waren die Risse stets ausgebessert und die Fliesen wieder angebracht worden, doch das Flickwerk war nie von Dauer gewesen. Die Stelle am Grund des Schwimmbeckens war wie eine Wunde, die nie vollständig verheilte. Deshalb hatte das Hotelmanagement nach langen Jahren endlich den Entschluss für eine Grundsanierung gefasst. Nicht zuletzt, weil sich die Beschwerden der Gäste häuften und es ab und an zu Verletzungen wie Schnittwunden kam.
»Besser, du lässt deine Mutter nicht länger warten!«, unterbrach Helena seine Gedanken. »Dass sie allerdings ausgerechnet in diesem Hotel …«
»Die Medien berichten von einem Bauarbeiter«, warf Henrik ein. Er verspürte keinerlei Motivation, ins Restaurant zurückzukehren. »Ist das noch die offizielle Stellungnahme? Ein Illegaler aus dem Bautrupp, der diesen Pool anlegt hat? Stimmt das Gerücht, dass er bei einem Streit mit seinen Kollegen getötet und auf diese Weise entsorgt wurde?«
»Warum interessiert dich das?«
Mittlerweile hatten sich seine Augen wieder erholt, und er konnt