Deinen Atem spüren – Meditation im Alltag
Wie ich finde, bekommt die Aufforderung »Tief durchatmen« gerade im Mama-Alltag noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Als ich mich das erste Mal wirklich intensiv mit meinem Atem auseinandergesetzt habe, wurde mir erst bewusst, dass dieses wunderbare Tool mir jederzeit und an jedem Ort zur Verfügung steht. Denn nichts begleitet einen so verlässlich durchs Leben wie der eigene Atem.
Wenn ich mich zum Beispiel an die Geburt meiner beiden Söhne erinnere, so war es mein Atem, der mich durch jede Welle getragen hat, und ich habe allein an meiner Atmung gemerkt, wenn ich in Stress geraten bin. Ich erinnere mich an eine Phase, bei der ich fast ins Hyperventilieren verfallen bin. Meine Hebamme hat mich auf eine ruhige Art und Weise darauf aufmerksam gemacht und mich daran erinnert, tief ein- und auszuatmen, und sorgte so dafür, dass ich mich bei jeder weiteren Welle auf einen vollständigen Atem fokussierte. Das schenkte mir unglaublich viel Ruhe und ich konnte Kraft tanken. Ohne dieses bewusste Atmen wäre ich unter der Geburt vermutlich schnell an meine Grenzen gekommen.
Mein Atem ist aber auch mein täglicher Begleiter, wenn die Emotionen bei Streitigkeiten zum Beispiel mit meinen Kindern hochkochen. Wenn es mir in solchen Momenten gelingt, mich bewusst aufs Atmen zu konzentrieren, so ist das wie eine Art Reset-Knopf, den ich drücken kann. Zwei bis drei tiefe Atemzüge reichen meistens aus, um wieder ruhig zu werden, und helfen mir ungemein, mich auf die Sichtweise meiner Kinder einzulassen. Dieses bewusste Atmen hat mich schon oft in solchen emotionalen Ausnahmezuständen wieder geerdet, und anstelle einer hitzigen Eskalation öffnete sich dadurch ein Fenster für mein Gegenüber. Zuhören, Verständnis füreinander aufbringen, aber auch den eigenen Standpunkt ruhig zu vertreten fällt deutlich leichter, wenn ich in solchen Momenten einmal tief durchatme.
Auch wenn mein Gedankenkarussell anfängt sich zu drehen und ich in alten Glaubenssätzen feststecke, dann hilft mir ein tiefes, bewusstes Atmen. Denn jeder Atemzug gibt mir die Gelegenheit, einen Neuanfang zu finden und meine Gedanken in eine Richtung zu lenken, die mir guttut. Keine Frage, es ist eine echte Herausforderung, gerade in solchen Momenten ans Atmen zu denken. Um mich daran zu erinnern, habe ich deshalb in meiner Wohnung kleine Schildchen mit dem Wort »Atme« aufgehängt. Zudem habe ich Alltagsgeschehnisse mit meinem Atem gekoppelt. Bevor ich mir zum Beispiel eine Tasse oder ein Glas aus meinem Schrank nehme, atme ich erst einmal tief und vollständig ein und wieder aus. So kommt noch mehr bewusstes Atmen in meinen Tagesablauf. Das bewusste Atmen kann man an jede beliebige Alltagssituation koppeln, zum Beispiel auch an das Klingeln des Telefons. Einmal bewusst ein- und wieder ausatmen, bevor man den Hörer in die Hand nimmt und rangeht. Wenn man die Spülmaschine ein- oder ausräumt, kann man atmen, bevor man beginnt. Je öfter ich es geübt habe, desto einfacher fällt es mir auch in einem Moment, in dem ich herausgefordert bin, das Atmen anzuwenden. Jedes einzige Mal, in dem es mir gelingt, freue ich mich, und ich bin fest davon überzeugt, dass auch du lernen wirst, deinen Atem zu nutzen.
Was Mamas dazu sagen
»Ich nutze meinen Atem in meinem Alltag, dennoch würde mir das, wenn ich es öfter tun würde, noch mehr zugutekommen. Ich sage auch oft zu Freunden und Familienmitgliedern: ›Jetzt atme mal tief durch …‹«
Katharina (39), Mama von zwei Töc