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Raphael erwachte mit dem Gesicht auf heißer Erde, so heiß, dass sie leuchtete. Er war zu früh aufgewacht, sein neues Herz noch nicht ganz bereit. Es war bei der ungeheuren Energieentladung zerbrochen, erkannte er jetzt, und das winzige menschliche Herz darin lag frei. Dieses kleine Herz war unter dem Druck explodiert.
Teile davon schwammen in seinem Blut, gelangten durch die Blutbahn in sein gesamtes System. Ein Blutsystem, in dem es jetzt kein Wildfeuer mehr zu geben schien und auch keine goldenen Blitze. Ohne auch nur einen Gedanken an diesen Verlust zu verschwenden, ohne die qualvollen Schmerzen in seiner Brust zu beachten, schlug er die Augen auf und sah in ein Augenpaar aus flüssigem Silber.
Ein Augenpaar, dessen Blick er eine Ewigkeit standhielt.
Elena reagierte nicht, und das Silber ihrer Augen schien umwölkt, verschwommen. Dann schlossen sich die Lider.
Benommen, sie war benommen! Raphael versuchte, sich zu beruhigen. Natürlich war sie noch nicht ganz da, sie wachte doch eben erst aus einem tiefen Schlaf auf. Sie war zu früh aus diesem Kokon gerissen worden, der sie verzehrte, während er sie gleichzeitig neu schuf. Natürlich brauchte sie Zeit, um ganz wach zu werden.
Um sie herum glühte die Welt, goldenes Feuer knisterte, eine Hülle aus purer Energie.
Er hatte sie zuletzt in einem Traum gesehen, den sie beide geträumt hatten, während sie mit der heimtückischen Kraft der Kaskade um Elenas Verstand, ihre Erinnerungen, ihr ganzes Ich rangen. Zum Schluss war ihnen keine andere Wahl geblieben als das hier, Raphael hatte die rohe Kraft freisetzen müssen, es war nicht anders gegangen. Nur so ließ sich der Prozess der Verpuppung vielleicht endlich aufhalten, um Elena den Machenschaften der Kaskade entreißen zu können.
Raphael hatte seine Energie, seine Kraft, in den Boden gejagt, aber jetzt wirbelte sie in der Luft um ihn und Elena herum, als wäre so viel davon vorhanden, dass selbst die Erde sie nicht aufzunehmen vermochte.
All das war Raphael egal. Er hatte nur Augen für seine Jägerin.
Ihre Wimpern, wie zwei kleine Fächer, warfen Schatten auf ihre Haut, ihre Lippen waren weich, alles sah fast so aus, als schliefe sie friedlich neben ihrem Erzengel im gemeinsamen Bett. Aber seine Elena lag selbst im Schlaf nie so ruhig, so reglos da wie jetzt. Nie hatte sie diese Gelassenheit ausgestrahlt.
Vielleicht … vielleicht war Raphaels Alptraum ja schon wahr geworden, vielleicht war das Schlimmste bereits eingetreten und der Kokon hatte seinen Zweck erfüllt und ein Wesen mit Elenas Gesicht erschaffen, das weder ihre Seele barg noch ihre Erinnerungen. Ein Wesen ohne ihr Lachen und ihren Esprit.
Raphaels Nägel bohrten sich in die heiße, steinige Erde.
Er musste sich zwingen, ganz genau hinzusehen, die ganze Gestalt neben sich wahrzunehmen. Der Kokon war zu klein gewesen, das hatte selbst Raphael auf den ersten Blick erkennen können. Die Hülle hatte weder dem starken, geschmeidigen Körper seiner Jägerin ausreichend Platz geboten noch den Flügeln der Kriegerin, die seine Gefährtin geworden war.
Die Explosion hatte den Kokon bersten lassen, die Einzelteile lagen jetzt weit verstreut überall um sie herum. An den Seiten,