2Minimalinvasive Psychologie
»Es lohnt sich, geduldig zu beobachten, was in der Seele im Stillen geschieht, und es geschieht das Meiste und Beste, wenn es nicht von außen und oben hineinreglementiert wird. Ich gestehe es gerne: Ich habe eine solche Hochachtung vor dem was in der menschlichen Seele geschieht, dass ich mich scheuen würde, das stille Walten der Natur durch täppische Zugriffe zu stören und zu entstellen« (Jung 2001b, S. 203).
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich mit Freud, Jung, Adler, Reich etc. große Schulen der Psychotherapie. Mit der Erforschung des Unbewussten sowie der Erfindung und Erprobung von für psychische Störungen geeigneten Heilverfahren entwickelte sich das, was sich als Psychotherapie nach und nach in unserer Gesellschaft etabliert hat.
Die Krankenkassen gehen seit jeher davon aus, dass eine wirksame Behandlung psychischer Probleme lange dauert. Zugleich ist die Begrenzung der einzelnen Sitzungen auf 50 Minuten eine zeitliche Herausforderung für den Therapeuten und vor allem auch für den Klienten. Er soll während dieser Zeitspanne in einen psychischen Prozess finden, diesen produktiv weiterführen und schließlich sinnvoll ausklingen lassen.
Bisher gelten die Verhaltenstherapie sowie psychoanalytische Verfahren als anerkannte Psychotherapieverfahren. Seit Ende 2018 sind die Weichen gestellt für die Aufnahme der systemischen Therapie als weiteres Richtlinienverfahren. Viele Psychotherapeuten haben jedoch viel mehr in ihrem Methodenkoffer zur Verfügung als die bisher von den Kassen zugelassenen Verfahren.
Seit den 1970er-Jahren haben neue Ansätze frischen Wind in das Therapiegeschehen gebracht. Ganz wesentliche neue Impulse gab es durch die lösungsfokussierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer (1989). Die konsequente Orientierung weg vom Problem und hin zur Lösung brachte eine ganz andere Sichtweise von Psychotherapie mit sich. Es wurde immer mehr darauf vertraut, dass auch die Psyche über ein hohes Maß an Selbstheilungskräften verfügt.
Mit der zunehmenden Entwicklung systemischer Methoden entstanden neue und vielversprechende Konzepte. Körperresonanz, Embodiment und inhaltliche Abstinenz sind einige der Begriffe, die mich hier besonders interessierten. Diese komplexitätsreduzierenden Faktoren in Kombination mit dem minimalistischen Aufstellungsformat des triadischen Prinzips führten mich zu dem, was ich heuteminimalinvasive Psychologie nenne.
Der Begriff minimalinvasiv stam