1. Namen für „Krankheit“
Unsere heutige, nicht aus dem volk hervorgegangne arzneigelehrsamkeit hat allmälich beinahe alle deutschen benennungen der krankheiten verdrängt und durch griechische oder römische wörter ersetzt. da jene oft noch auf vorstellungen des alterthums von den krankheiten und ihrer heilung führen, wird es nöthig sein wenigstens die bedeutendsten anzuführen.
Krank hat im Mittelalter nur den sinn von debilis, infirmus, althochdeutsch wanaheil, nicht von aeger, und für dieses gilt siech, gothisch siuks, neuhochdeutsch sioh; morbus wird folglich nicht durch krankheit ausgedrückt, sondern durch sucht, gothisch saúhts, althochdeutsch suht, altnordisch sôtt, während wir mit sucht jetzt den sittlichen begrif von hang, heftigem verlangen verbinden, und nur noch in den zusammensetzungen schwindsucht, gelbsucht u. a. seine alte bedeutung behalten.
Analog verhalten sich das altnordische þrâ (desiderium, aegritudo animi) und lîkprâ (lepra), vergleiche schwedisch trå, helletrå, dänisch traa, helletraa.
Allgemeine wörter, die auch den leiblichen schmerz des siechthums ausdrücken, sind althochdeutsch suero, mittelhoc