: Joseph Lemark
: Vendetta: Österreich Krimi
: Federfrei Verlag
: 9783990740835
: 1
: CHF 4.50
:
: Spannung
: German
: 310
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Der brutale Mord an einem Unternehmer und politischen Multifunktionär versetzt gewisse Kreise der Stadt in Aufruhr. War es ein Terroranschlag, wie es Parteifreunde und der Polizeichef es gerne glauben machen möchten, oder war es nur die Rache eines gehörnten Ehemannes? Was haben ehemalige Angestellte des Toten mit dem Mord zu tun? Nach der ersten Befragung von Schiefers Sekretärin und dessen Haushälterin stellt sich für Major Vierziger die Frage nach dem Motiv. Denn nach Aussage beider Damen war der Tote eine Seele von Mensch. Doch dann findet Vierziger im privaten Arbeitszimmer Schiefers eigenartige Versicherungsverträge mit einer albanischen Gesellschaft für die Lkw-Flotte, abgefasst in italienischer Sprache. Gleichzeitig findet Vierzigers Kollegin Gaby Glück heraus, dass die ominöse albanische Versicherungsgesellschaft in Wahrheit ein getarntes Unternehmen der sizilianischen Cosa Nostra ist. Josef Vierzigers und Gaby Glücks Ermittlungen im Umfeld von Politik, Wirtschaft und ganz privaten Beziehungen dehnen sich bis in das italienische Veneto aus.

Rächt euch nicht selbst, Geliebte,

sondern gebt Raum dem Zorn Gottes;

denn es steht geschrieben:

"Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr."

Römer-Briefe, Kapitel 12, Vers 19

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Emmerich Schiefer blätterte in den Abrechnungen seiner Spedition. Die Zahlen begannen sich einer Katastrophe zu nähern, aber das war es nicht, was ihn im Augenblick beunruhigte. Fünfzig Jahre lang hatte er sich von solchen Kleinigkeiten nicht unterkriegen lassen, das würde auch dieses Mal nicht passieren. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick auf die Uhr. Über den kleinen Fernsehapparat auf dem Bord neben seinem Schreibtisch flimmerte die Übertragung eines Hallenfußball-Turniers. So wie die Dinge lagen, hatte der Verein, dessen Präsident er war, den Sieg schon in der Tasche. Doch auch das interessierte ihn im Moment nicht. Er paffte ein paar Mal an seiner Zigarre und schenkte sich noch einen Cognac ein – schon den dritten an diesem Abend. Nach Ansicht seines Hausarztes hätte der alte Mann eigentlich beides nicht dürfen. Aber sein Leben lang hatte er sich von niemandem etwas verbieten lassen, schon gar nicht von diesem Quacksalber, der außer einer kleinen Dorfpraxis nichts Bemerkenswertes vorweisen konnte, was er im Leben geleistet hätte. Emmerich Schiefer drehte sich mit seinem Sessel zur Glaswand, die hinter ihm vom Boden bis zur Decke reichte. Das Licht aus seinem Büro zeichnete ein gelbes Rechteck auf den Parkplatz vor dem Gebäude. Er hatte absolut keinen Sinn für das Schauspiel, das die dicken, am Fenster vorbeitaumelnden Flocken boten. Seit Beginn des Winters war noch kein Schnee gefallen, und seinetwegen hätte das ruhig auch so bleiben können. Ohne dies