: Mareike Fröhlich, Maribel Anibarro, Regine Bott, Birgit Adam, Beatrix Erhard, Martina Uhl, Ruth Edel
: Mareike Fröhlich
: geschmackvoll morden: 25 Krimis und Rezepte aus Baden-Württemberg
: Wellhöfer Verlag
: 9783954287956
: 1
: CHF 8.90
:
: Spannung
: German
: 310
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Baden-Wü ttemberg und die große weite Welt haben einiges gemeinsam. Kulinarische Leckerbissen beispielsweise. Doch im beschaulichen Baden-Württemberg gibt es nicht nur Gaumenfreuden– das Verbrechen lauert hinter Ecken, in Küchen, Kellern, im Kuhstall oder in einsamen Seitenstraßen.
In 25 Krimis zeigen Ihnen die Mörderischen Schwestern Baden-Württembergs die schaurig-schöne Seite des sonst so friedlichen Fleckchens Erde, wo man nicht nur geschmackvoll zu kochen, sondern auch zu morden weiß. Genießen Sie ausgewählte kulinarische Gerichte und lassen Sie sich in die Welt des Verbrechens entführen.
Die Mörderischen Schwestern sind ein Netzwerk, das die von Frauen verfasste deutschsprachige Kriminalliteratur fördert und unterstützt. 600 Mitglieder zählt der Verein in Deutschland, Österreich und der Schweiz– 55 davon in Baden-Württemberg.

Alhambras Erlöser


Aichwald


Mareike Fröhlich


 

Seit mehreren Tagen sind die Rollläden unten. Am Anfang ist noch ab und zu die Diakonie oder so aufgetaucht, aber die haben sich seit einer Ewigkeit nicht mehr blicken lassen. Ein gutes Zeichen, ja, praktisch eine Einladung. Entweder ist der alte Sack oder die Vettel krepiert oder ins Pflegeheim abgeschoben. Erben sind keine auf der Bildfläche erschienen. Klar, die wichtigen Leutchen haben keine Zeit, sich um den alten Krempel zu kümmern.

Ich habe Zeit. Und Lust sowieso. Wie immer, wenn es die kleinste Chance aufetwas zu holen gibt.

Die letzten Einstiege sind verdammt mies gewesen. Auch bei uns wird alles schwerer. Kaum mehr was zu holen und für das Kaum bekomm ich auf eBay fast keine Kohle. Eben alles nur Ramsch. Smartphones und Tablets lassen die Leute eh nicht liegen. Der Verkauf von den Dingern ist sowieso zu riskant. Dann haben alle nur noch Plastikgeld statt der guten alten Scheinchen. Und bei den Alten gibt es meistens nur billigen Schmuck oder wertloses Zinn. Schrott eben. Wo es Kohle gibt, da gibt es Hightech-Alarmanlagen. Die Buden sind besser gesichert als der Knast.

Ich schaue noch mal die Straße rauf und runter. Nichts. Wie mit der Zahnbürste leergefegt. Was für eine vergessene Seitenstraße! Von den Menschen, von der Stadt – die hat es nicht mal für nötig gehalten, Straßenlaternen aufzustellen. Zu teuer, vermute ich. Mir kommt das gerade recht. Die Seitenstraßen sind vergessene Kinder, so wie ich.

Ich ziehe die Sturmhaube über das Gesicht und die Handschuhe an und verlasse mein Versteck hinter der Hecke. Schwarz in Schwarz im Schwarz. An einem Montagabend.

Im Gegensatz zu den anderen Einsteigern halte ich den Montag für den perfekten Tag. Montags ist die feine Gesellschaft im Urlaub, auf Geschäftsreise oder – wie in diesem Fall – im Altenheim oder über den Jordan gegangen. Dem Rest sitzt der Schock vom ersten geknechteten Tag nach dem Wochenende in den Knochen. Sie sitzen vor der Glotze und keiner achtet darauf, was hinter dem eigenen Tellerrand los ist. Keiner achtet auf mich.

Wie eine Katze bewege ich mich durch den Garten, um den sich lange niemand mehr gekümmert hat. Das Gras geht mir bis zu den Knien. Auch gut.

Mein Ziel: Das Küchenfenster. Das habe ich mir vor ein paar Tagen genauer angeschaut. Typisch alte Leute. Ein einfacher Holzrahmen, ohne jegliche Sicherung. Klar, lohnt sich nicht mehr, der ist doch noch gut, der Rahmen.

18 Sekunden brauche ich für das Teil. Das ist eine gute Zeit. Eine verdammt gute sogar. Vielleicht wird das hier ja endlich mal was Großes. Ich brauche nur ein vernünftiges Ding, um mit dem Scheiß aufhören zu können. Nur ein Ding für das, was andere ein Leben nennen.

In der Küche ist alles dunkel. Ich lausche. Kein Geräusch ist zu hören, nicht einmal das alte Gebälk knackt.

Ich hole die kleine Taschenlampe aus meiner Jacke und kann in deren Licht sehen, dass die Küche nicht wirklich eine Küche ist. Ein paar Flaschen Wasser, ein paar alte schrumpelige Äpfel in einer Schale. Auch in den Schränken ist Ebbe. Keine Dosen, in denen Bares versteckt ist. Dabei denken die Alten doch, dass ihr Geld dort optimal sicher ist. Ich schaue in den Kühlschrank. Und das Gefrierfach. Das ist auch beliebt. Scheine zwischen Erbsen und Fisch. Allerdings gibt es hier keine Erbsen. Und auch keinen Fisch.

Plötzlich Licht und ein Rauschen. Reflexartig