: Kerstin Lange, Harald Schneider, Heidi Moor-Blank, Hilde Artmeier, Lilo Beil, Barbara Steuten, Kirst
: Kerstin Lange
: Pfälzisch kriminelle Weihnacht: 24 Krimis und 24 Rezepte
: Wellhöfer Verlag
: 9783954287901
: 1
: CHF 8.90
:
: Spannung
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Pfalz ist für ihre heimeligen Weihnachtsmärkte bekannt. Doch selbst zwischen Glühwein- und Gutselstand geht es nicht nur friedlich und besinnlich zu. Nicht zu reden von den mysteriösen Gestalten im Wingert, den sehr eigenwilligen, weil lebensverkürzenden Geschenkideen und den durchaus originellen Methoden zum Entsorgen unliebsamer Geschäftspartner.
Genießen Sie die Advents- und Weihnachtszeit mit launigen, skurrilen, nachdenklichen und immer unterhaltsamen Geschichten aus der Pfalz.

Palzki und die Weinstraßentour


Harald Schneider


 

Es hätte so ein schöner Tag werden können.

Dass ich meinen Chef KPD, wie wir Klaus P. Diefenbach aufgrund seiner Initialen nannten, für verrückt halte, ist kein Geheimnis. Ich denke, dass ich mit dieser Meinung auf unserer Dienststelle nicht allein bin.

Es war kurz vor Weihnachten und die letzten Sonnenstrahlen vor einem angekündigten Schneechaos quälten sich durch die eisige Rheinebene. Während KPD am gestrigen Montag in der wöchentlichen Lagebesprechung wieder einmal nichts anderes als seine penetrante Selbstdarstellung pflegte, fragte ich ihn scheinheilig, warum es von ihm, unserem guten Chef, noch kein literarisches Meisterwerk gab. Auf seinen irritierten Blick antwortete ich ihm, ich könne mir gut vorstellen, dass er einen Pfälzer Reiseführer mit speziellen Tipps aus Sicht eines Kripochefs schreiben könne. Das habe Potenzial zu einem Weltbestseller oder sogar darüber hinaus.

»Ach, äh, ja«, stotterte mein Chef unsicher und man sah ihm an, wie sein Gehirn sprichwörtlich rotierte. »Tatsächlich«, sagte er schließlich, »das ist mal eine gute Idee von Ihnen, Herr Palzki. Das zeigt mir als gutem Chef, dass bei Ihnen noch nicht Hopfen und Malz verloren sind.«

»Ich meinte eher die Trauben«, unterbrach ich ihn. Der spontane Einfall, KPDs literarisches Erstwerk in einer Region zu verorten, die keine Überschneidungen mit dem Einzugsgebiet unserer Dienststelle besaß, sollte sich alsbald bitterlich rächen.

KPD stand auf der Leitung und verstand meine Anspielung nicht.

»Wie auch immer«, meinte er. »Einen kriminellen Freizeitführer gibt es noch nicht. Und da Sie gerade von Trauben gesprochen haben und ich, wie Sie alle wissen, nicht nur ein guter Chef, sondern auch ein ausgezeichneter Weinexperte bin«, er holte tief Luft und stellte sich in Positur, »werde ich zwei meiner vielen Talente verknüpfen und die kriminellen Machenschaften entlang der Weinstraße in einem Freizeitführer beschreiben. Auch der Pfalz steht ein Standardwerk von höchster Qualität bestimmt gut. Dann klappt’s auch mit dem Pfalzpreis für Literatur, der fehlt mir noch in meiner Sammlung.«

KPD war noch nicht fertig.

»Als Dank für Ihren tollen Einfall, Herr Palzki, werde ich Sie und ein paar weitere meiner Untergebenen mit auf eine Recherchereise nehmen. Dann lernen Sie etwas über unseren guten Pfalzwein, als Biertrinker sind Sie da ja eher etwas unterentwickelt. Sie werden von mir auch lernen, wie man seinen Verstand schärft und aus augenscheinlich harmlosen Begebenheiten verbrecherische Absichten erkennt. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit gibt es in der Pfalz viel zu sehen und erleben.«

Es half nichts, bereits eine Woche später ging es los. KPD höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, den Mannschaftsbus zu steuern. Als Ideengeber durfte ich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, während Gerhard, Jutta und zwei weitere Kollegen in den Fond steigen mussten. Unser Dienststellenleiter stieg froh gelaunt ein und wuchtete einen offenen Karton auf