1 Wie ich zu meiner Diabetes-Diagnose kam
Im Frühjahr des Jahres 2007 bin ich zu meinem Osteopathen gegangen, weil mir der Rücken schmerzte. Dass ich zudem seit einigen Wochen ständig Durst hatte, nahm ich einfach hin. Mein Osteopath sollte mich einrenken, wie er dies seit 2002 immer mal wieder getan hatte.
Da ich beruflich relativ viel Auto fahre, hatte ich damals öfter Rückenschmerzen. Diese Rückenschmerzen kamen jedoch – wie ich heute weiß – hauptsächlich von meinem Übergewicht. Denn ich fahre heute noch genauso viel Auto wie im Jahr 2007, doch mit 25 kg weniger auf den Rippen kenne ich glücklicherweise keine Rückenschmerzen mehr. Mein Osteopath bot übrigens auch Homöopathie an. Mein osteopathischer Homöopath renkte mir also den Rücken ein, und während er das tat, fragte ich ihn so nebenher:
»Sagen Sie mal, ich habe in letzter Zeit so einen unglaublichen Durst, der geht auch nicht weg, wenn ich was trinke; habe ich Diabetes?«
Mein Homöopath kramte daraufhin ein Pendel aus seiner Schublade und pendelte über meiner Stirn und über meinem Brustbein. Daraufhin sagte er mit fester Stimme:
»Nein Herr Limpinsel, Sie haben keinen Diabetes. Das ist bei Ihnen die Schilddrüse.«
Und er gab mir 3 Globuli, die meine Schilddrüse wieder ins Lot bringen sollten. Nach Verzehr der Zucker-Kügelchen hatte ich in den nächsten Stunden tatsächlich das Gefühl, als würde mein Durst schwinden – so viel zum Thema Placebo-Effekt. Natürlich hatte ich nichts an der Schilddrüse, meine Schilddrüse war vollkommen funktionstüchtig. Einzig und allein mein Blutzucker war durch die Decke geschossen und ich hätte jeden Moment in ein▶ hyperosmolares Koma fallen können. Ich möchte es bildlich ausdrücken: Auf meiner Stirn lärmte eine Alarmanlage mit rotem Blinklicht:
»iiiiiet Diabetes-Verdacht iiiiiet Diabetes-Verdacht iiiiiet Diabetes-Verdacht …«
1.1 Ich wollte meinen Diabetes nicht wahrhaben
Starkes Durstgefühl ist das Alarmzeichen für Diabetes. Genauso wie weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle das Zeichen dafür ist, dass die Katholiken einen neuen Papst haben. Klar, ich selbst habe in dieser Phase meines Lebens als Arzt nicht brilliert. Ich wollte meinen Diabetes nicht wahrhaben. Aber ich war selbst betroffen, ich habe es verdrängen wollen. Doch mein Homöopath hat komplett versagt. Denn sein Patient hatte bereits die korrekte Verdachtsdiagnose gestellt. In so einem Falle muss er ohne Wenn und Aber die Blutzuckerwerte bestimmen lassen. Bestimmen – nicht pendeln! Mein Homöopath hätte mich zu einer Blutabnahme schicken müssen. Noch einfacher wäre es gewesen, wenn der Homöopath mir einen Urinteststreifen gegeben hätte. Diese Art der Diagnose hätte ungefähr 10 Cent gekostet und 2 Minuten gedauert. Normalerweise scheiden die Nieren mit dem Urin keinen Zucker aus, das ändert sich jedoch bei sehr schlechten Blutzuckerwerten von mehr als 160 mg/dl. Dann können simple Urinteststreifen Diabetes beweisen. Ich hatte damals mit Sicherheit einen viel höheren Blutzuckerwert. Aber mein Homöopath hatte keine Urinteststreifen für Diabetes in seiner Praxis. Insofern hat mein Homöopath mit seiner Pendelei und seiner falschen Diagnose mich darin bestärkt, weitere 3 Monate lang nicht zu einer Blutabnahme zu