: Sabine Giebken
: Wolfspferd
: SchneiderBuch
: 9783505143113
: 1
: CHF 8.10
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Tala lebt mit ihrer Familie frei und ungebunden in der Wildnis, selbst im Winter, wenn die Nächte lang und kalt sind. Ihre beste Freundin ist die Albinostute Saphira, mit der sie Jagd auf kleine Tiere macht und so versucht, ihrem Vater Pollo, dem Häuptling und Anführer des Stamms, nachzueifern. Doch der nimmt lieber die Jungen mit zur Jagd. Auch Saphira hat es nicht leicht und wird vom Leithengst Odin aus der Herde ausgeschlossen, als sie wieder einmal zu neugierig und ungestüm ist. Als Räuber das Lager überfallen und die Wintervorräte stehlen, sind Tala und Saphira plötzlich die einzige Hoffnung des Stamms auf Überleben. Man sagt, wer den in den Wäldern lebenden weißen Wolf fängt, dem winke eine große Belohnung. Auch wenn ihr Vater Pollo von alldem nichts wissen will, macht sich Tala mit Saphira mutig auf den Weg ...
»Sabine Giebken erzählt eine ungewöhnliche Geschichte über Freundschaft, Mut und Gleichberechtigung.«
(Gel häuser Neue Zeitung, 10.10.2020)
»Ein mystisches Märchen für Pferdefreunde ab der vierten Klasse.«
(Gelnhäuser Neue Zeitung, 10.10.2020)

1. Alte Geschichten

DasHeulen erklang tief in der Nacht.

Saphira schlug die Augenauf und spitzte die Ohren. Angestrengt lauschte sie, versuchte herauszufinden,ob der Laut aus ihren Träumen stammte oder Wirklichkeit gewesenwar. Ein Klagen ohne Schmerz, fast wie – ein Ruf? Dazerriss erneut ein Jaulen die Stille und hallte an denBerghängen wider.

Die Pferde um Saphira hoben alarmiert die Köpfeund drängten sich dicht aneinander. Ihre feinen Sinne spürten Gefahr,und sie begannen, sich unruhig um ihren Anführer zu scharen,den kräftigen Hengst Odin. Seine Ohren zuckten nicht nervös, erstand ganz still und horchte in die Dunkelheit. Saphira wusste,worauf er wartete: auf das verräterische Knacken im Unterholz, dasTapsen von lautlosen Pfoten … Doch nichts geschah, und der Hengstschnaubte beruhigend. Alles in Ordnung, sagte seine Körperhaltung. Ihr könntweiterschlafen.

Aber an Schlaf konnte Saphira nicht mehr denken. Siewar hellwach und lief ein Stück von den anderen fort,um erneut zu lauschen. Aus welcher Richtung mochte das Heulengekommen sein? Die Berge verzerrten alles, jedes Geräusch wurde vielfachzurückgeworfen, und niemand konnte hinterher sagen, wo sein Ursprung gewesenwar. Doch etwas in ihr wusste, dass sie nicht inder Ferne suchen musste. Das Wesen mit der unheimlichen Stimmeverbarg sich hier, in den Wäldern.

Odin brummelte warnend, undSaphira kehrte artig zu den anderen Pferden zurück. Mit demgewaltigen schwarzen Hengst legte man sich besser nicht an, sonstwurde man aus der Herde verbannt und durfte nicht wiederkommen,bis er Gnade walten ließ. Saphira hatte sich schon einmalgegen ihn aufgelehnt, damals, als sie noch ein halbes Fohlengewesen war und ihren jugendlichen Dickschädel durchsetzen wollte. Oh, washatte sie gelitten in dieser Nacht, als er sie fortgescheuchthatte! Schlimme Albträume hatten sie heimgesucht, und schließlich war siedavongelaufen, fort vor ihrer Angst und der blöden Herde, diesie einfach zurückgelassen hatte. Aber ihre Menschenfreundin hatte sie wiedereingefangen. Hatte sie zurückgebracht, sie am Feuer mit Salbeiblättern undBrennnesselkraut gefüttert und ihr Geschichten erzählt, Geschichten aus der Menschenwelt,die sie von ihrer Mutter gehört hatte und die Saphirazwar nicht verstand, denen sie aber dennoch gebannt lauschte. Daraufhin