1. KAPITEL
Ich versuche verzweifelt, die Finger loszubekommen, die sich mit unglaublicher Kraft um meinen Hals krallen. Langsam fange ich an zu schwitzen. Meine Luftröhre wird zusammengepresst, sodass ich fast nicht mehr atmen kann. Heilige Scheiße, er wird mich erwürgen. Flashbacks tauchen in meinem Kopf auf – Bilder von seinem Gesicht, ich höre seine bösartige Stimme.
Du bist im Krankenhaus, erinnere ich mich. Ich befinde mich in der Sicherheit eines Krankenhauses. Kaum zu glauben, wenn man gerade gewürgt wird. Da mir keine andere Wahl bleibt, drücke ich den Notfallknopf über seinem Bett, hämmere mit der Faust darauf, ehe ich erneut alles probiere, seine Finger von meinem Hals zu kriegen.
»Izzy!«
Jemand ruft meinen Namen, und plötzlich sind weitere Hände an meinem Hals, um mir zu helfen.
»Frank, lass sie los«, warnt Susan ihn streng wie immer. »Wir könnten hier Hilfe gebrauchen, Pam!«
Pam taucht auf und bugsiert Frank zurück aufs Bett. Beinahe lande ich auf dem Hintern, als ich aus den Klauen des alten Mannes freikomme. Seine langen Fingernägel kratzen meine empfindliche Haut am Hals, sowie er von mir weggezerrt wird. Zurücktaumelnd ringe ich nach Atem, sauge begierig Sauerstoff in meine Lunge und lasse Susan und Pam zurück, die Frank beruhigen.
Ich berühre die Seite meines Halses und ziehe die Luft zwischen den Zähnen ein, denn es brennt. »Shit«, murmele ich und untersuche meine Fingerspitzen auf Blut. Da ist keins, aber verdammt, es brennt wie Feuer. Frank stößt ein paar sinnlose Rufe aus, ehe er sich der kleinen Armee der Krankenschwestern ergibt. Maulend und stöhnend darüber, dass man ihn gefangen hält, sinkt er auf die Matratze.
»Na, na, Frank«, spricht Susan besänftigend und aufmunternd zu ihm. »Das war aber nicht sehr nett, wie?« Sie steckt die Decke um seine Beine fest. »Izzy wollte Ihnen doch nur helfen.«
»Sheila wird sich schon fragen, wo ich bin«, blafft Frank und zeigt mit dem gekrümmten Zeigefinger erst auf Susan, dann auf mich. »Ihr dürft mich nicht hier festhalten!«
Pam wirft mir einen besorgten Blick zu, und ich schüttele den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass es mir gut geht. Ich richte mich auf und mache mich daran, Susan zu helfen.
»Lassen Sie uns erst dafür sorgen, dass Sie sich wieder besser fühlen, und schon können Sie nach Hause«, sage ich sanft, schenke ihm Wasser ein und reiche ihm den Becher, dabei achte ich wachsam auf jedes Anzeichen, dass er mir erneut an die Gurgel gehen will. Er schnaubt verächtlich, nimmt jedoch das Wasser und trinkt. Seine Hand zittert. Der arme Mann. Er wird nicht mehr gesund, und er wird auch nicht nach Hause gehen. Sheila, mit der er Jahrzehnte verheiratet war, ist seit fünfzehn Jahren tot. Seine Tochter kann sich nicht um ihn kümmern, aber allein kommt er nicht zurecht. Also bleibt nur die Klinik, bis sich eine andere Möglichkeit findet. Wann immer das sein mag.
Ich schiebe den Blutdruckmonitor aus dem Zimmer. Susan, die Stationsschwester, geht neben mir und sieht auf ihre Uhr.
»Du bist in dieser Woche ganz schön herumgeschubst worden,