1. KAPITEL
So leise sie konnte, wich Sarah von der halb geöffneten Tür zurück.
Es war nicht leicht. Bei der Vorstellung, die Leute im Raum zu stören und sie auf sie aufmerksam zu machen, klopfte ihr Herz schneller, und ihr wurde schwindelig. Ihr von rotblondem Haar gerahmtes Gesicht war blass geworden, und das Smaragdgrün ihrer Augen wirkte nun noch intensiver.
Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bevor sie sich dem Unvermeidlichen stellen würde. Sie musste wieder nach unten gehen. Sie musste vor dem fliehen, was sie gerade beobachtet und was sie um den Seelenfrieden gebracht hatte, den sie gerade gefunden zu haben geglaubt hatte.
Von wegen, dachte sie, als sie die Treppe erreichte. Seelenfrieden hatte sie schon lange nicht mehr gefunden, nicht jenen Frieden, der daraus resultierte, dass sie mit sich und der Welt zufrieden war. So wie sie es vor einer Ewigkeit, wie es ihr jetzt schien, gewesen zu sein geglaubt hatte.
Nein, sie wollte jetzt nicht an die Vergangenheit denken. Sie musste sich auf die Gegenwart konzentrieren, sonst würde sie damit nicht umgehen können.
„Sarah?“
Das war Jasons Stimme. Sie klang schockiert.
Dann hörte Sarah, wie das Bett knarrte und Jason aufstand. Er hatte sie gehört und folgte ihr nun.
Der Mann in der Eingangshalle hörte die Geräusche auch. Hörte die Stimme – eine sehr maskuline Stimme –, und sein Magen krampfte sich zusammen.
Sarah hatte einen Mann.Hier. In diesem Haus, in dem sie einmal zusammen gewohnt hatten. Offenbar hatte sie seine Drohung, dass er bald zurückkommen würde, nicht ernst genommen.
Aber offenbar war er nicht schnell genug gekommen. Seine süße Sarah hatte sich während seiner Abwesenheit einen neuen Mann gesucht. Und sie hatte ihn wieder verloren, denn sie eilte die Treppe herunter.
Sie trug eine elegante hellgrüne Bluse und einen dunkelgrünen kurzen Rock und wirkte sehr unglücklich – so unglücklich, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Es bestand kein Zweifel daran, was sie gerade im Schlafzimmer entdeckt hatte.
In dem Schlafzimmer, das sie einmalgemeinsam genutzt hatten.
Diese Vorstellung machte ihn so wütend, dass er nicht mehr klar denken konnte.
„Sarah?“, rief Jason wieder. „Bist du das?“
Jason klang jetzt aufgebracht, und ehe Sarah antworten konnte, lehnte er schon am Geländer und blickte auf sie herab.
Sein blondes Haar war immer noch zerzaust und sein Gesicht gerötet. Doch er hatte sich wenigstens Jeans übergezogen.
„Du bist es also? Hast du mich nicht rufen hören? Warum bist du schon so früh wieder zurück?“
Dass er sie mit solchen Fragen überhäufte, kannte sie nur zu gut. Es bewies, wie durcheinander er war. Schließl