: Ilsa Barea-Kulcsar
: Georg Pichler
: Telefónica
: Edition Atelier
: 9783990650219
: 1
: CHF 15.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 352
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Madrid im Dezember 1936: Die deutsche Journalistin Anita Adam ist eine emanzipierte Frau mit politischem Weitblick. Wie viele Europäer will sie die spanische Republik gegen den Putsch der Franco-Faschisten unterstützen. In der Zensurstelle der berühmten Telefónica vermittelt sie deshalb zwischen internationalen Journalisten und der militärischen Führung. Mit ihrem Versuch, das Zensursystem zu modernisieren, macht sie sich dort jedoch gefährliche Feinde. Einen Verbündeten findet sie in Agustín Sánchez, dem Kommandanten der Telefónica. Während sich die beiden allmählich näherkommen, fallen vor der Telefónica die Bomben von Hitlers Legion Condor auf die wehrlose Zivilbevölkerung, und die Front droht aufzubrechen. Ilsa Barea-Kulcsar verarbeitet ihre Erfahrungen während des Spanischen Bürgerkrieges in einem eindrucksvollen und bewegenden Roman.

Ilsa Barea-Kulcsar (1902-1973 in Wien). Studium an der Staats- und Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs kam sie im November 1936 nach Madrid, wo sie in der Zensurstelle für die Auslandspresse tätig war. 1938 heiratete sie den spanischen Schriftsteller Arturo Barea und ging mit ihm ins Exil nach Frankreich. In Paris begann sie den Roman 'Telefónica', den sie 1939 in England fertigstellte. Dort arbeitete sie als Übersetzerin, u.a. für den Abhördienst der BBC. 1965 kehrte sie nach Wien zurück, schrieb für Zeitungen des ÖGB und fungierte als Bildungsfunktionärin der SPÖ.

Erster Teil


I.


»Ist es wahr, daß man nicht mehr getroffen werden kann, wenn man die Granate pfeifen hört?« fragte Johnson.

Er ging mit Simms und Warner durch die Calle de Alcalá mit dem Gefühl, ein unerforschtes Dschungel zu durchqueren. Es war der 16. Dezember 1936. Er war in Madrid und man erwartete in seiner Redaktion von ihm, eine Serie von Berichten über die Verteidigung und bevorstehende Eroberung der Stadt zu erhalten. Vor fünf Tagen war er noch in London gewesen; das schien ihm phantastisch.

»Ja, es ist wahr«, antwortete ihm der kleine Warner, der sich selbst mit Vorliebe an dieses Stück Beruhigung klammerte. »Ich hoffe es wenigstens.« Das Mausgesicht mit den lebhaften Augen war erfüllt von innerer Spannung, alle Muskeln spielten unter der Haut: Warner war schon drei Monate als Kriegsberichterstatter in Madrid.

Von irgendwoher kam ein dumpfer Krach.

»Das ist Richtung Plaza de Callao«, sagte Simms, der seit fünf Jahren in Madrid lebte und jede Gasse kannte und liebte. »Klingt wie großes Kaliber … Nein, das mit dem Pfeifen ist eine Legende. Man kann sich auf nichts verlassen. Man weiß nie,