: Renate Volbert, Anne Huber, André Jacob, Anja Kannegießer
: Empirische Grundlagen der familienrechtlichen Begutachtung Familienpsychologische Gutachten fundiert vorbereiten
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783844428827
: 1
: CHF 31.90
:
: Psychologie
: German
: 390
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im familienrechtlichen Kontext werden Entscheidungen getroffen, die weitreichende Konsequenzen für das Leben von Familien haben. Zur fachlichen Beratung und Entscheidungsfindung bedienen sich Gerichte familienpsychologischer Gutachten. Die an Sachverständige gestellten Fragen sind vielfältig: Sie reichen von der Festlegung des Lebensmittelpunkt des Kindes über die Kontaktregelung nach Trennung und Scheidung bis hin zur Frage, ob das Kindeswohl im Haushalt der Eltern gefährdet ist und welche Schutzmaßnahmen geeignet und notwendig sind, um eine solche Gefährdung abzuwenden. Dieser Band behandelt die Grundlagen der familienrechtlichen Begutachtung, die zur Beantwortung dieser Fragen notwendig sind. Hierfür werden zu relevanten psychologischen Themengebieten aktuelle empirische Ergebnisse zusammengetragen und kritisch reflektiert. Dargestellt werden zunächst die Auswirkungen von Trennung und Scheidung unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf die betroffenen Kinder, die Spezifik von Hochkonfliktfamilien und die Effekte unterschiedlicher Betreuungs- und Umgangsmodelle nach einer Trennung. Daneben geht es um die Wirkungen von elterlichem Problemverhalten oder auch psychischer Erkrankung auf die Entwicklung von Kindern. Weitere Beiträge diskutieren die Effektivität unterschiedlicher Interventionen (z.B. ambulante Jugendhilfemaßnahmen, Inobhutnahmen, Aufenthalt in Pflegefamilien, Heimunterbringungen).

|13|Belastungs- und Unterstützungsfaktoren für die Entwicklung von Kindern in Trennungsfamilien


Sabine Walper und Alexandra N. Langmeyer

1 Zur Einleitung: Die Instabilität von Paarbeziehungen im Kontext des Wandels von Familie


Familien haben im Verlauf der vergangenen Jahre in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern – einen beträchtlichen Wandel erfahren. Eine Reihe von Familienformen, die vom „Normalitätsentwurf“ der verheirateten Kernfamilie abweichen, haben deutlich an Bedeutung gewonnen (Jurczyk et al., 2014). Ursachen hierfür sind die sinkende Stabilität von Partnerschaftsbeziehungen, die sich in gestiegenen Trennungs- und Scheidungsraten niederschlägt und die Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften. Die gestiegenen Trennungszahlen lassen sich mit veränderten Ansprüchen an Ehe und Partnerschaft begründen: Während früher der Versorgungsaspekt der Ehe im Vordergrund stand, ist es heutzutage vor allem der Wunsch nach partnerschaftlichem Zusammensein, was mit gesteigerten Erwartungen an die Ehe einhergeht. Lassen sich diese Erwartungen nicht umsetzen, entscheiden sich Männer und Frauen heute häufiger für eine Scheidung als noch vor 20 Jahren (Bundes