1. KAPITEL
Prinz Shafir ibn Selim Al-Dhahara schritt mit rauschenden Gewändern durch die hohen Flügeltüren, die ein Palastdiener für ihn aufhielt. Stille erwartete ihn.
Im Privatgemach des Königs herrschte feierliche Stimmung. Drei Männer beugten sich über einen Laptop, der auf einem altmodischen runden Tisch stand.
Als Shafir eintrat, blickten sie auf. Seine Brüder schienen erleichtert zu sein, ihn zu sehen. Aber König Selim runzelte die Stirn.
Shafir setzte sich zu ihnen an den Tisch, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und sah seinen Vater an. Angesichts dieser lässigen Pose schüttelte er missbilligend den Kopf. „Du kommst spät, Shafir.“
„Ich war in der Wüste. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“ Er zeigte auf seine staubigen Stiefel. „Ich habe mich nicht einmal umgezogen.“
Shafir leitete das Ministerium für Tourismus von Dhahara. Die letzte Woche hatte er damit verbracht, einer internationalen Delegation zu zeigen, welche Möglichkeiten zum Abenteuerurlaub und Wandern es in dem kleinen Wüstenstaat gab. Dabei hatte er darauf Wert gelegt, den Vertretern der einzelnen Länder klarzumachen, wie wichtig es war, Dhahara für den internationalen Tourismus zu öffnen. Denn dadurch nahm das Land Geld ein, mit dem er die Wüste wild und unberührt erhalten konnte.
„Gibt es ein Problem, Vater?“
„Nicht direkt. Eher eine Herausforderung.“
„Eine Herausforderung?“ Shafir warf seinem älteren Bruder Khalid einen fragenden Blick zu – Seiner Königlichen Hoheit Khalid ibn Selim Al-Dhahara, um genau zu sein. Wenn sein Vater „Herausforderung“ sagte, dann meinte er meistens eine äußerst verzwickte Situation, die selbst seinen engsten Beratern Albträume verursachte.
„Es ist eine Herausforderung, die dir gefallen wird, Shafir.“
„Mir?“ Shafir runzelte die Stirn. „Was ist mit meinen Brüdern? Oder hast du ihnen bereits andere Herausforderungen übertragen?“
Khalid grinste. „Du bist als Letzter gekommen – du hast das kürzeste Hölzchen gezogen.“
„Das interessanteste Hölzchen – und die Chance, dich als Held zu erweisen.“ Seinem jüngeren Bruder Rafiq schien die Sache höllischen Spaß zu machen.
„Als Held?“ Shafir sah seine Brüder an. Sie sahen aus, als müssten sie sich sehr zurückhalten, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen.
Sein Vater dagegen sah streng aus. „Shafir, du bist ein Mann, den die Wüste Dhaharas gestählt hat.“
Shafir senkte respektvoll den Kopf. Als er wieder aufblickte, versuchte er den Gesichtsaus