1. KAPITEL
Lola Fanon betrachtete zufrieden lächelnd ihre Frisur in dem Spiegel über dem Waschbecken des kleinen Badezimmers in ihrem Laden. Sie mochte ihr neues Aussehen sehr. Früher hatte sie ihr fast schwarzes Haar immer lang, zumindest schulterlang getragen, und dieser kurze, aber raffinierte Schnitt war eine starke Veränderung.
Doch Lola liebte Veränderungen. Erneut lächelte sie ihrem Spiegelbild zu, das ganz ihrer Meinung zu sein schien. Ihre grünen Augen strahlten vor Unternehmungslust, und genau so fühlte sie sich auch. Erst vor drei Monaten hatte sie ihren Laden eröffnet, und es stellte sich immer mehr als kluge Entscheidung heraus. Dabei war ihr Entschluss, sich nach vielen Reisen um die ganze Welt in ihrer Heimatstadt niederzulassen und ein Herrenbekleidungsgeschäft zu eröffnen, wirklich eine enorme Veränderung.
Allerdings war Lola überzeugt, dass diese Neuerung von Dauer sein würde. Letztendlich hatte sie genug von der Welt gesehen, und zum Schluss hatte sie sogar starkes Heimweh bekommen. Heimweh nach Rocky Ford in Montana und nach ihrer Familie. Es war schön, zurück zu sein und wieder bei ihrem Onkel Charlie zu wohnen. Außerdem war es ein besonders befriedigendes Gefühl, Besitzerin eines eigenen Geschäftes zu sein.
Summend griff Lola nach ihrer Handtasche und verließ das kleine Badezimmer. Betty Drake, eine ihrer Teilzeitangestellten, stand hinter der Ladentheke und bediente gerade einen Kunden. Lola ging rasch in ihr Büro im hinteren Bereich des Ladens, verstaute ihre Handtasche in einer Schreibtischschublade und kehrte dann in den Verkaufsraum zurück. Während sie die Waren musterte, achtete sie darauf, ob irgendetwas in Unordnung geraten war. Betty schwatzte mit dem Kunden. Sie kannte fast jeden, der hereinkam, und Lola begann den Stapel Jeans mit zwanzig Prozent Nachlass zu ordnen, den der Kunde offensichtlich durchgesehen hatte.
Als der Mann den Laden mit seinen Tüten verlassen hatte, lächelten Laura und Betty sich zu, und Betty kam hinter der Theke hervor.
„Gutes Geschäft“, sagte sie. „Er hat drei Jeans und zwei Hemden gekauft.“
„Großartig“, erwiderte Lola.
Betty war Ehefrau und Mutter und arbeitete von Montag bis Freitag von acht Uhr bis ein Uhr dreißig, da sie freihaben wollte, wenn ihre drei Kinder aus der Schule nach Hause kamen. Lolas Unterstützung an den Nachmittagen und am Samstag bestand aus Highschoolschülern, die sich als große Hilfe herausstellten. Lola kam mit all ihren Teilzeitkräften gut aus, aber Betty mochte sie besonders. Betty war nur ein paar Jahre älter als sie und hatte einen trockenen Humor, mit dem sie Lola manchmal so zum Lachen brachte, dass diese Seitenstechen bekam.
Eine Frau betrat den Laden, und Betty ging zu ihr, um sie zu begrüßen. Lola war gerade mit den Jeans fertig, als die Ladenglocke erneut ertönte und einen weiteren Kunden ankündigte. Lächelnd drehte sie sich um, und plötzlich lief ihr ein prickelnder Schauer über den Rücken. Der Mann, der hereinkam, war groß und schlank und sah außerordentlich gut aus. Er hatte rotblondes Haar, und seine Haut war sonnengebräunt. Seine Augen konnte Lola nicht sehen, weil sie von einer ziemlich dunklen Sonnenbrille verborgen wurden. Wie die meisten ihrer männlichen Kunden trug er Jeans, Stiefel und ein Hemd im Westernstil. Das war also nicht ungewöhnlich, doch abgesehen von seinem guten Aussehen war da noch etwas anderes, das Lola anzog.
Sie dachte allerdings nicht weiter darüber nach, sondern ging auf den Mann zu. „Guten Morgen.“
Duke Sheridan wandte den Kopf, um zu sehen, wer ihn angesprochen hatte, während er im selben Moment die Sonnenbrille abnahm und sie in die Hemdtasche steckte. Ein gründlicher Blick auf Lola genügte, dass er sich sehr unternehmungslustig und zum Flirten aufgelegt fühlte. Sie war schlank, trug weiße Jeans und eine weite smaragdgrüne Bluse, die sie locker in den Bund ihrer Hose gesteckt hatte. Ihre dunklen Haare waren kurz geschnitten, und die Frisur passte perfekt zu ihrem schönen Gesicht. Ja, dachte er, sie ist schön. Wer war sie? Bevor er den Laden betreten hatte, hatte er geg