: Katie Ganshert
: Unter samtweichem Himmel
: Francke-Buch
: 9783963629495
: 1
: CHF 11.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kann man Heimweh nach einem Ort haben, den man hasst? Bethany Quinn hätte gedacht: Nein. Doch dann erfährt die Chicagoer Architektin, dass ihr Großvater einen Herzinfarkt hatte, und verspürt den unbändigen Drang, an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Dort lernt sie Evan Price kennen, einen unhöflichen, abweisenden, aber irgendwie auch faszinierenden Mann, der sich anscheinend schon vor Jahren auf der Farm ihres Großvaters eingenistet hat. Und sie begegnet Robin wieder, ihrer ehemals besten Freundin. Diese beging vor zehn Jahren den ultimativen Verrat, doch jetzt könnte sie wirklich Bethanys Beistand brauchen. Kann es sein, dass die Scherben eines Lebens sich ausgerechnet dort am besten neu zusammensetzen lassen, wo es zu Bruch ging? Und dass es entgegen aller Erwartungen einen Architekten gibt, der einen viel besseren Bauplan für Bethanys Leben hat als sie selbst?

Katie Ganshert war Lehrerin, bis ihr der Durchbruch als Romanautorin gelang. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für »Das Motel der vergessenen Träume« bekam sie in den USA einen Preis für den besten zeitgenössischen christlichen Roman des Jahres verliehen.

Kapitel 1

Vielleicht war es der Winkel oder die Nähe, aber Bethany Quinn war noch nie so versucht gewesen, dem Haarteil von Jeff McKinley einen ordentlichen Schubs zu geben. Oder es wenigstens unauffällig mit dem Ellbogen zu berühren. Es half nicht, dass er einen Donut mit Puderzucker über den Zeichnungen schwenkte, an denen sie in der vergangenen Woche gearbeitet hatte, sodass eine zuckrige Schicht darauf liegen blieb. Sie packte die Rückenlehne seines Stuhls und sah über seine Schulter. »Was gefällt dir denn an meinem Entwurf nicht?«

Er wedelte weiter mit seinem Donut und fuhr mit den freien Fingern über ihre Zeichnung mit der abgehängten Deckenkonstruktion. »Er ist ein bisschen raffiniert.«

Sie ließ seinen Stuhl los und richtete sich auf. »Und?«

»Ich hatte den Eindruck, dass dieser Kunde etwas … Praktischeres wollte.«

»Niemand hat vonpraktisch gesprochen. Was sie gesagt haben, warbillig

»Das ist dasselbe.«

»Es ist kein Lagerhaus, Jeff. Wir renovieren einen von Chicagos beliebtesten Tanzsälen. Eindrucksvoll muss nicht teuer sein.«

»Wenn es gut aussehen soll, schon.« Er legte den Rest des Donuts ab und faltete die Hände hinterm Kopf. Sein Haaransatz rutschte auf der Stirn nach oben. »Wie viel Zeit haben wir noch bis zu dem Treffen?«

Bethanys Gesäßtasche vibrierte. »Wir haben die Besprechung für drei Uhr angesetzt«, sagte sie, während sie ihr Handy herauszog. Der Name ihrer Mutter stand auf dem Display. Sie runzelte die Stirn. Warum in aller Welt rief ihre Mutter sie an einem Montagmorgen um zehn Uhr an? Mom wusste doch, dass sie bei der Arbeit nicht gestört werden wollte. Bethany ließ die Mailbox anspringen, während ihre Gedanken zu ihrem Bruder David rasten.

»Dann überleg mal, was dir bis dahin noch einfällt. Es wäre das Beste, wenn sie aus mehreren Alternativen wählen könnten, meinst du nicht?«

Sie vernahm Jeffs Worte, aber in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken an ihren Bruder, sodass sie sich unmöglich konzentrieren konnte. David war vor drei Wochen nach Afghanistan aufgebrochen. Und jetzt rief ihre Mutter an.

»Wir