: Robert Fabbri
: Vespasian: Das zerrissene Reich Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644006300
: Die Vespasian-Reihe
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das britische Bestseller-Epos über das Leben des Kaisers Vespasian geht weiter! Exakt recherchierte Historie und packende Action für Fans von Bernard Cornwell und David Gilman. A.D. 58: Das Römische Reich wird von innen erschüttert: Kaiser Nero hat einen Tross von Speichelleckern um sich versammelt, und zusammen wüten sie des Nachts in Roms ungeschützten Straßen. Neros Ausgaben steigen ins Unermessliche, zugleich ist die Kontrolle über Britannien kaum noch zu bezahlen. Kann Nero sich aus der Provinz zurückziehen, ohne als Verlierer dazustehen? Panisch versuchen die römischen Investoren, ihren Reichtum aus Britannien abzuziehen. Vespasian muss noch einmal auf die Insel. Dort wird er in eine tödliche Rebellion verwickelt, angeführt von der unerbittlichen und furchtlosen Königin und Heerführerin Boudicca. Während der Aufstand um sich greift, muss Vespasian seinen Auftrag erfüllen - bevor ganz Britannien in Flammen aufgeht ...

 Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot - I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten - und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.

Prolog


Rom,
November A.D. 58

Nur wenige konnten Neros Gastmähler genießen. Sie schienen kein Ende zu nehmen, und der heutige Abend bildete keine Ausnahme.

Es lag nicht an der endlosen Abfolge der Speisen, die allesamt köstlich angerichtet waren und von Dutzenden spärlich bekleideter – sofern denn überhaupt bekleideter – Sklaven beider Geschlechter sowie solcher ohne Geschlecht aufgetragen wurden. Es lag auch nicht an der geistlosen Konversation oder den künstlerischen Darbietungen, die aus einer ganzen Reihe heroischer Oden in den vom Kaiser bevorzugten Stilrichtungen bestanden. Sie wurden teils auf Griechisch, teils auf Latein von einem unerträglich selbstgefälligen Leierspieler vorgetragen, der keine Zweifel an seinen eigenen Fähigkeiten kannte und wusste, dass er hoch in der Gunst des Kaisers stand. Selbst die vulgär anmutende Größe der Veranstaltung wäre noch verzeihlich gewesen – auf dreißig Speisesofas lagen jeweils drei Gäste an niedrigen Tischen, die u-förmig um den Gastgeber angeordnet waren –, doch seit Nero regierte, waren derartige Festessen nichts Ungewöhnliches mehr.

Nein, nichts von alledem war der Grund dafür, dass Titus Flavius Sabinus jeder Moment dieser Veranstaltung zur Qual wurde und er zu seinem Herrn Mithras betete, der Abend möge bald zu Ende gehen. Es war ein gänzlich anderer Faktor: Angst.

Die Angst hielt alle im Raum gefangen wie ein unsichtbares Netz, wie wenn bei den Gladiatorenspielen derRetiarius sein mit Bleigewichten beschwertes Netz auswarf und es zuzog, sodass niemand mehr daraus entkommen konnte. Die meisten Gäste waren in diesem Netz der Angst gefangen, auch wenn niemand es sich anmerken ließ. Denn nach gut vier Jahren unter diesem Kaiser hatte die Elite Roms gelernt: Wenn man vor Nero Angst zeigte, stachelte ihn das nur zu noch schlimmeren Exzessen an.

Es war nicht immer so gewesen. In den ersten Jahren seiner Herrschaft hatte Nero sich in Mäßigung geübt, wenigstens in der Öffentlichkeit. Allerdings hatte er seinen Adoptivbruder Britannicus missbraucht und anschließend vergiftet, den leiblichen Sohn und wahren Erben von Kaiser Claudius, der seiner Jugend wegen übergangen worden war. Doch diese Gräueltat konnte, wenigstens soweit es den Brudermord betraf, durch politische Notwendigkeit gerechtfertigt werden: Hätte Britannicus länger gelebt, hätten sich Unterstützer um ihn scharen können, die ihn statt Nero auf dem Thron sehen wollten. Es hätte Zwietracht gegeben, die womöglich eskaliert wäre. Sein Tod, so wurde argumentiert, hatte einem neuen Bürgerkrieg vorgebeugt, Britannicus war also letztlich für das Allgemeinwohl geopfert worden. Deshalb war das Volk bereit zu vergessen, dass der Knabe am Vorabend seines vierzehnten Geburtstags, an dem er das Mannesalter erreicht hätte, ermordet worden war.

Nachdem somit sein einziger ernsthafter Rivale tot war, ebenso wie ein paar weitere weniger bedeutende Widersacher, hatte Nero sich in einem bequemen Leben im Überfluss eingerichtet. Die Regierungsgeschäfte überließ er größtenteils seinem einstigen Lehrer und jetzigen Berater Lucius Annaeus Seneca sowie dem Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus. Er selbst widmete sich indessen seinen beiden Leidenschaften, dem Wagenrennen und dem Gesang, beides selbstverständlich im Privaten. Es wäre undenkbar gewesen, dass ein Patrizier, erst recht der Kaiser, öffentlich solch unwürdigen Betätigungen nachging, die sonst nur Freigelassene und Sklaven ausübten. Nero war sich der Würde seines Standes wohl bewusst, und so hielt er seine Vorlieben vor allen bis auf den engsten Kreis auf dem Palatin geheim. Für das Volk v