: Franz Paul Horn
: Über die Grenzen Wien, Damaskus, Kabul: Drei wahre Geschichten von Reise und Flucht
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012003
: 1
: CHF 15.20
:
: Naher Osten
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wien im Sommer 2015. Nach dem Uniabschluss begibt sich Paul mit zwei Freunden per Rad auf die Reise seines Lebens. Das Ziel: Teheran. In drei Monaten wollen sie die 5.000 km bis in den Iran schaffen. Ihr Weg wird zu einem ausgelassenen Abenteuer voller Improvisation, Missgeschicke, spannender Begegnungen, Flirts und Erkenntnissen über andere Länder, fremde Menschen und deren Kulturen. Devise: in den Tag hineinleben, nehmen, was kommt, reisen ohne Angst. Zur gleichen Zeit brechen Malek aus Afghanistan und Filip aus Syrien ebenfalls zu einer Reise auf. Das Ziel: Sicherheit. Krieg, der IS und schiere Verzweiflung zwingen sie, ihre Heimat und Familie zu verlassen. Sie wollen ihr Leben retten, müssen sich Schleppern anvertrauen, geraten erneut in Lebensgefahr, überqueren Gebirgszüge und das Mittelmeer. Auf ihrer Flucht sind sie nirgends erwünscht. Devise: nie stehenbleiben, nie zurücksehen, immer weiter ins Ungewisse. In harten Schnitten erzählt Franz Paul Horn die Geschichten dreier junger Männer. Unbeschwert und abenteuersehnsüchtig der eine, gehetzt und ohne Sicherheit die beiden anderen. Sie reisen aufeinander zu, passieren zur selben Zeit die gleichen Orte, doch ihre Erfahrungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Als sich in Österreich ihre Wege kreuzen, erkennen sie: Am Ende sind sie alle einfach nur junge Männer, die leben wollen.

Franz Paul Horn, geboren 1987, studierte Biologie und Publizistik, arbeitete als Ökologe an der Universität Wien und später im Naturschutz. Er ist Sportler, Menschenfreund und Abenteurer, seine Reisen führen ihn um die Welt. Im Sommer 2015 wagt er mit zwei Freunden eine Radtour in den Iran. Diese Reise verändert sein Leben und lässt ihn eine nie gekannte Freiheit erleben. Zurück in der Heimat begegnet er Flüchtlingen und sammelt, fasziniert und schockiert zugleich, ihre unglaublichen Erzählungen: Es sind junge Männer, wie er selbst. Er kann nicht anders, als ihre Geschichten aufzuschreiben und zu erzählen. Franz Paul Horn lebt und arbeitet in Wien.

DIE DREI MUSKETIERE


Sebastian will mit dem Rad fahren. Eine Studienabschlussreise. Ursprünglich wollte er allein ans Nordkap, aber vielleicht wäre es doch cooler, in den Iran zu fahren? Ja, durch Südosteuropa, wie die Landstreicher, nur mit Zelt und Schlafsack, und dann nach Teheran. Das wäre sicher lustig, und so weit wäre es dann auch wieder nicht. Ein paar tausend Kilometer nur. „Scheiße“, denke ich mir, „der macht das wirklich. Verdammt, da muss ich mitfahren, sonst bin ich nicht dabei.“

Sebastian ist von allen Uni-Weggefährten mein Lieblingsmensch. Warum? Weil er gerne lacht, gern Nonsens redet, trotzdem der Schlauste im ganzen Jahrgang ist und ständig furchtbar interessante Dinge zu erzählen hat. Ein treuer Freund, offen, ehrlich und nebenbei der Grund für meinen Studienerfolg. Irgendwann im zweiten Semester kreuzen sich unsere Wege. Seitdem marschieren wir im Gleichschritt durch Vorlesungen, Exkursionen und Prüfungen. Sebastian ist Vorzeigebiologe, die coole, zurückgelehnt-freundliche Art. Pünktlich ist er und sitzt immer bereits im Hörsaal, wenn es mich mit einer ordentlichen Verspätung reinspült. Er zieht die Jacke vom Sessel neben sich, den er mir verlässlich reserviert hat. „Hab ich was verpasst?“, frage ich ihn dann.

„Iwo. Überhaupt nichts versäumt.“

Sebastian ist mein Exkursionspartner, er findet die spannendsten Veranstaltungen, brieft mich und ich fahre überallhin mit. Wir nennen es unser Reisestudium, obwohl es offiziell schon Biologie heißt. Gemeinsam überqueren wir die Alpen, reisen nach Kasachstan, quer durch Österreich und Europa. Unsere Studienromanze, wie wir es scherzhaft nennen, bringt uns bis Costa Rica, in die Tieflandregenwälder und Mangrovensümpfe Mittelamerikas.

Mit Sebastian bilde ich ein Dschungel-Projektteam. Wir machen Wiederbewaldung für die Uni, endlich mal die Welt retten. Ein Projekt zur Wiederherstellung gerodeten Regenwalds. Das heißt für uns: Urwaldbäume zählen, bestimmen und vermessen, Bodenmineralien checken, pH-Wert und Konduktivität an unzähligen Standorten ermitteln und mit GPS verorten. Wir arbeiten in brütender Urwaldhitze, den Hügel rauf, den Hügel runter. Schlangen, Spinnen und viel Regenwaldschweiß. Danach nackt unter den Urwaldwasserfall und selbstgepflückte Bananen im Naturpool versnacken. Am Abend trinken wir, flirten mit den Mädels, braten ein Schwein über dem Lagerfeuer und tanzen Samba (neben-, nicht miteinander). Sebastian borgt mir sein T-Shirt, wenn meine schon alle stinken. Ich könne mich ruhig bedienen, das frische nehmen, meint er, das brauche er sowieso nicht: „Da, Paul, nimm!“, sagt er. Er würde mir wahrscheinlich auch eine Niere borgen, wenn ich ihn frage. Sebastian trinkt ein Glas Rum, wenn ich eine halbe Flasche davon saufe. Er lacht zwar, aber er schaut immer vorwurfsvoll, wenn ich ihn auf die augenscheinliche Schönheit weiblicher Körper aufmerksam mach