Erstes Kapitel, in dem Louise ein unerfreuliches Geschenk erhält
Vier Tage später
»Du hast ein Paket für mich angenommen?«, fragte Louise Cartham, als sie am Dienstagnachmittag Nathalies Büro betrat. Mehr reflexartig klopfte sie an der offen stehenden Zimmertür an, ging jedoch weiter, ohne auf ein »Herein« zu warten.
Nathalie Ames, die Inhaberin des Pubs Black Feather in Earlsraven, machte auf ihrer Tabelle ein Häkchen an der Position, die sie zuletzt überprüft hatte, dann erst hob sie den Kopf und sah zu ihrer Köchin. »Ja, irgendein Paketdienst hat das geliefert. Das war vor einer Stunde, so gegen drei. Du warst gerade erst zum Landmarkt aufgebrochen«, sagte sie. »Das war so knapp, dass ihr auf dem Parkplatz aneinander vorbeigelaufen sein müsstet.«
Louise zuckte mit den Schultern. »Aufgefallen ist mir draußen niemand, aber ich war ja auch in Eile.«
»Ich hab’s da drüben auf den Tisch gestellt.« Nathalie zeigte in die hintere Ecke ihres Büros.
Beim Anblick des großen Pakets stutzte die Köchin. »Ich habe doch gar nichts bestellt«, wunderte sie sich.
»Vielleicht eine Überraschung von deinem Schatz Martin«, gab Nathalie zu bedenken. »Als Wiedergutmachung dafür, dass er wohl noch den Rest der Woche im heißen Spanien verbringen darf, während bei uns die Temperaturen langsam wieder sinken.«
»Wenn er Freizeit hätte, könnte ich es mir vorstellen«, erwiderte Louise. »Aber nach sechzehn oder achtzehn Stunden zähen Vertragsverhandlungen täglich ist er viel zu erledigt, um noch etwas anderes zu wollen, als vom klimatisierten Konferenzraum zum klimatisierten Aufzug zu gehen und sich in sein klimatisiertes Zimmer zurückzuziehen.«
Nathalie lächelte und zwinkerte Louise zu, die nicht nur ihre Köchin, sondern hier in Earlsraven auch ihre beste Freundin war. »Das kommt davon, wenn man was mit einem international gefragten Anwalt anfängt. Der Preis des Ruhms eben.«
»Na ja, wenn diese beiden Gesellschaften sich von vornherein mehr Gedanken darüber gemacht hätten, wie sie zusammenarbeiten wollen, wäre Martin und seinem Team viel Zeit erspart geblieben. Und den Parteien viel Geld für ihre Anwälte.« Louise schüttelte ungläubig den Kopf. »Gestern haben sie vier Stunden lang darüber diskutiert, ob das neue Logo auf den kleinen Umschlägen besser auf der Vorderseite unten links oder auf der Rückseite in der oberen Mitte stehen soll. Martin formuliert das aus, legt es beiden Seiten vor, und wenn er Glück hat, sind alle Beteiligten einverstanden, und sie können sich dem nächsten Thema zuwenden.«
»Der Farbe der Werbekugelschreiber?«, fragte Nathalie amüsiert.
»So ungefähr.« Louise drehte das Paket so, dass sie den Adressaufkleber lesen konnte. »Hm? Eine Anwaltskanzlei? Jonsson, Johansson und Jonasson aus Göteborg? Kenne ich nicht.«
»Offenbar kennen diedich aber.«
»Ja, offenbar.« Sie drehte sich zu Nathalies Schreibtisch um und nahm die Schere, um an allen Seiten das Klebeband zu durchtrennen, damit sie die Sendung auspacken konnte, ohne beim Aufreißen womöglich etwas zu beschädigen. Nach einer Auspack-Odyssee lag auf dem Boden ein Wust aus Packpapier und Noppenfolie.
Jetzt war nur noch eine dünne schwarze Folie übrig, und als Louise diese an einem Ende abgezogen hatte, stutzte sie. »Hm?«
»Und?«, fragte Nathalie, die ungeduldig zugesehen hatte, wie ihre Köchin eine schützende Lage nach der anderen a