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Kapitel 1
Intimität
In deiner Nähe finde ich Frieden, und es gibt nichts mehr,
was mich von dir trennt.
In deiner Nähe bin ich sicher, du bringst mein Herz zur Ruhe.
Du stillst den Sturm meiner Gedanken,
glättest die Wogen meiner Furcht.
Zu deinen Füßen will ich bleiben, in deine Augen will ich schauen.
Rainer Harter, aus dem Lied „Dir will ich immer folgen“
„Intimität mit Gott“ – das klingt für manchen zunächst einmal befremdlich, weil wir den Begriff „Intimität“ vorrangig mit einer erotischen Beziehung zwischen Menschen verbinden. Doch Intimität ist viel umfassender als der Bereich der körperlichen Liebe. Für unseren Glauben an Jesus Christus spielt sie eine geradezu grundlegende Rolle. Wo sie fehlt, ist der Glaube anstrengend, wo sie gelebt wird, da bedeutet Glauben zugleich Staunen, Sichfreuen und die Erfahrung einer Liebe, die in ihrer Intensität alles übertrifft, was die Welt zu geben vermag.
DIE BEDEUTUNG VON INTIMITÄT
Bevor ich auf die Intimität mit Gott eingehe, möchte ich zunächst den Begriff „Intimität“ an sich beleuchten. In erster Linie beschreibt das Wort einen ganz besonderen Zustand, der zwischen zwei Personen besteht. Dieser Zustand kann nicht durch äußere Dinge erreicht oder formal verliehen, sondern nur dann erlangt werden, wenn die Betreffenden sich dafür entscheiden und sich auf den Weg zueinander machen. Manche Paare haben nie gelernt, in eine intime Beziehung miteinander zu treten, obwohl sie bereits lange zusammen sind. Bei anderen ist die Intimität mit der Zeit verkümmert, weil sie nicht gepflegt wurde. In solchen Beziehungen zieht irgendwann Sprachlosigkeit ein, ein typisches Symptom für fehlende Intimität. Die Neugier und das Interesse verstummen. Die Partner leben zwar noch zusammen, aber ihr jeweiliges Inneres bleibt dem anderen weitestgehend unbekannt, und so ist ihre Beziehung eher ein gewohnheitsmäßiges „Nebeneinander“ als ein durch Nähe lebendig gebliebenes „Miteinander“. Die Intimität, die solche Paare miteinander teilen, beschränkt sich auf den sexuellen Aspekt, während der emotionale und andere körperliche Anteile, wie Berührungen oder Worte, die Wertschätzung und Zuneigung zum Ausdruck bringen, selten sind.
Ganz bewusst möchte ich zwischen diesen beiden Formen körperlicher Intimität unterscheiden, obwohl zur ersten immer die zweite gehören sollte. Körperliche Intimität ist viel mehr als Sex. Sie kann sich in einer Umarmung äußern, die einem Freund Trost spendet oder ihm unsere Zuneigung zeigt, oder im zärtlichen Abschiedskuss eines Ehepaars, bevor jeder das Haus verlässt. Wer auf solche kleinen Gesten achtet, stellt fest, dass seine Beziehungen dadurch sehr bereichert werden. Berührung an sich ist eine intime Handlung. Nicht umsonst entfährt einem Menschen ein „Fass mich nicht an!“, wenn ihn jemand berühren will, der ihm nicht nahesteht oder mit dem er im Moment zerstritten ist. Wir sprechen diesbezüglich auch von unserer „Intimsphäre“ und meinen damit die Grenzen, bis zu denen ein Außenstehender an uns herantreten darf.
Intimität meint jedoch noch viel mehr als körperliche Nähe. Echte und umfassende Intimität beschreibt eine Beziehung, in der di