„So ein Pech, dass mein Auto ausgerechnet jetzt streikt und in die Werkstatt muss. Ich wäre übers Wochenende so gerne mit Lisa zu meinen Eltern gefahren. Du hast Dienst. Da bekommen wir dich ohnehin kaum zu Gesicht. Bei dem Wetter ist es am Chiemsee einfach herrlich. Schade!“ Evelin Knauer kam aus dem Badezimmer. Sie hatte sich für die Nacht gerichtet und cremte sich nur noch die Hände ein, bevor sie ins Bett ging.
„Bin ich sehr schlimm? Ich vernachlässige euch und denke nur an meine Patienten und meine Karriere.“ Dr. Christian Knauer saß am Bettrand und sah ihr dabei zu.
Sie war so schön! Er liebte seine Frau und seine Tochter über alles, aber als talentierter Chirurg wurde er von seiner Arbeit förmlich verschlungen. Die Zeit raste an ihm vorbei, ohne dass er zu dem kam, was ihm wirklich wichtig war. Seine Familie kam zu kurz.
„Du bist ein Desaster, mein Herz, aber du hast mir nie etwas anderes versprochen.“ Evelin ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Manchmal finde ich es nur sehr schade für dich, wie viel dir entgeht. All die scheinbar kleinen Entwicklungsschritte von Lisa. Jetzt ist sie schon zwei Jahre alt. Ihre ersten Worte, ihre ersten Schritte – du hast alles versäumt. Ich wünschte, du würdest mehr von ihr mitbekommen, denn sie wird schneller erwachsen sein, als uns lieb ist. Aber du bist Arzt mit Leib und Seele und dazu auch noch ehrgeizig. Das wusste ich, als ich dich geheiratet habe.“
„Womit habe ich dich verdient?“ Dankbar zog Christian seine Frau an sich und streichelte ihren Rücken, während er sein Gesicht in ihr Seidennegligee vergrub.
„Keine Ahnung!“ Sie lachte und räkelte sich genussvoll in seinen Armen. „Schön! Nicht aufhören!“
„Nicht einmal, wenn du darum flehen würdest.“ Er zog sie auf seinen Schoß und küsste und liebkoste sie mit wachsender Leidenschaft. Sie liebten sich.
„Ich habe eine Idee“, sagte er, als sie hinterher entspannt nebeneinander lagen. „Morgen Nachmittag habe ich keine Operation auf dem Plan und könnte früher gehen. Soll ich meine beiden Damen an den Chiemsee fahren? Leider kann ich nicht über Nacht bleiben, weil ich am Samstagmorgen schon recht früh in der Berling-Klinik sein muss. Ein kleiner Familienausflug wäre es trotzdem“, schlug Christian vor.
„Das wäre herrlich, Chris, aber ich muss am Sonntag pünktlich zurück. Lisa soll am Montag ausgeschlafen sein, sonst dauert es morgens eine Ewigkeit mit ihr und sie wird einfach nicht wach. Im Kindergarten hat sie sich toll eingewöhnt. Ist sie erst einmal mit den anderen Kindern zusammen, will sie nichts mehr von mir wissen. Das morgendliche Aufstehen zu einer bestimmten Zeit bereitet ihr dagegen noch Schwierigkeiten.“
„Kannst du sie nicht ein paar Minuten später bringen? Die sollen sich nicht so anstellen!“
„Hallo!“ Evelin klopfte mit den Knöcheln leicht gegen seine Stirn.
Verständnislos sah er sie an.
„Mein Mann! Am Montag habe ich das Vorstellungsgespräch, von dem ich dir seit zwei Wochen ständig erzähle. Dan