: Astrid van Nahl
: Judith Kerr Die Frau, der Hitler das rosa Kaninchen stahl
: Theiss in der Verlag Herder GmbH
: 9783806239560
: 1
: CHF 17.50
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Judith Kerr feierte mit »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl« einen Welterfolg. Das Buch markierte den Beginn der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Kinder- und Jugendliteratur. Diese erste Biographie der Schriftstellerin und Illustratorin und BBC-Redakteurin schildert ihre bewegte Familiengeschichte. »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl« begeisterte Generationen junger Leser. Judith Kerr verarbeitet darin die nationalsozialistische Machtergreifung und erzählt ihre eigene Geschichte: 1923 als Tochter des bekannten Theaterkritikers Alfred Kerr in Berlin geboren, musste die Zehnjährige 1933 mit ihrer jüdischen Familie nach England fliehen. Mit Kinderaugen betrachtet sie die Flucht vor allem als Abenteuer, findet sich rasch in ihrer neuen Heimat zurecht - und ist zeitlebens von einem Gefühl der Dankbarkeit geprägt. Erstmals liegt nun eine Biographie der Schriftstellerin vor, die sich selbst vor allem als Zeichnerin sah. Astrid van Nahl verbindet darin privates Leben, künstlerisches Schaffen und politisches Weltgeschehen zu dem faszinierenden, einfühlsam geschriebenen Porträt einer großartigen Frau, die sich trotz aller Widrigkeiten die Freude am Leben bewahrte.

Dr. Astrid van Nahl hat das Online-Magazin alliteratus.com gegründet, das Informationen, Beratung und Empfehlungen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur bietet. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Bonn, Saarbrücken und Bochum. Heute ist sie Lehrbeauftragte für Isländische Sprache und Sprachgeschichte an der Universität Bonn und arbeitet als Autorin und Fachübersetzerin.

Im Exil


(1933–1945)


Wenn die gleiche Sprache etwas anderes bedeutet


Die Schweiz sollte also die neue Heimat werden, denn: „Von hundert Schweizern reden sechzig deutsch. Fühlen sich als Halbgeschwister der Deutschen im Reiche. Deren Geschick verfolgen sie mit stärkstem Anteil ohne für die Methoden des Göring was übrig zu haben. Sie drücken bloß manchmal ein Auge zu … Wieviel Deutschland gerade denen verdankt, die heut auf der Flucht, in Haftlöchern und Folterkammern sind, das wissen die Schweizer.“ Aber Alfred Kerr sah auch „ein Gefühl der Ängstlichkeit. Ihre Blätter können in Deutschland beschlagnahmt werden. Man hängt auch wirtschaftlich etwas von dort ab; nicht zuletzt die Buchverleger. Niemand weiß, was kommt; auf welche Seite man fallen soll …“ (AK, Hausknecht, 34)

Der größte Anreiz, den die Schweiz bot, war die Sprache. Man sprach und verstand dort Deutsch, und das gab Alfred Kerr trotz der „Ängstlichkeit“ die Hoffnung, dort Arbeit zu finden, wieder schreiben zu können, den Lebensunterhalt zu verdienen, der nun nötiger war als je zuvor. Alles Vermögen, alle Sachwerte waren ja in Berlin geblieben bei der Abreise, die sich überstürzter vollzogen hatte als geplant. Julia Kerr hatte den Kindern ein schönes, beschauliches Leben in der Schweiz ausgemalt, mit einem angemieteten Haus und Heimpi, die den Haushalt führte. Aufregend hatte es für Judith geklungen. Später, imRosa Kaninchen, wird Anna es sich ausmalen: ein Haus in den Bergen, Ziegen, Kühe, ländliche Idylle. Aber als das Gerücht ging, dass auch ihre Pässe eingezogen werden sollten, hieß es sofort handeln. Drei Tage nach Michaels Geburtstag, am Samstag, den 4. März, verließ Julia Kerr mit den Kindern Berlin.

Gerade noch rechtzeitig waren sie abgereist, denn bereits am Montag kam die Polizei in ihr Haus, um die Pässe einzufordern, sie trafen jedoch nur auf Heimpi. Sie s