: Tobias Teismann, Thomas Ehring
: Pathologisches Grübeln Manuale für die Praxis
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783840927485
: 1
: CHF 15.00
:
: Psychologie
: German
: 119
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Grübeln gilt als zentraler Risikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung emotionaler Störungen. Es ist daher vielversprechend, anhaltendes Grübeln zum unmittelbaren Ansatzpunkt therapeutischen Handelns zu machen. Im Gegensatz zur klassisch kognitiv-verhaltenstherapeuti chen Herangehensweise liegt der therapeutische Fokus also weniger auf der Bearbeitung von Inhalten, über die gegrübelt wird, sondern auf dem Prozess des Grübelns selbst. Der Band vermittelt praxisorientierte Strategien zur Reduktion von Grübeln. Zunächst liefert der Band einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zur Rolle des Grübelns bei psychischen Störungen und geht dabei auf wesentliche Theorien, empirische Befunde und Ergebnisse der Therapieforschung ein. Strategien zur Exploration von Grübelprozessen sowie Fragebogen zur Erfassung grüblerischer Reaktionen werden vorgestellt. Praxisorientiert werden anschließend therapeutische Strategien zur Behandlung persistierenden Grübelns aufgezeigt. Dabei wird insbesondere auf grübelfokussierte Interventionen der Metakognitiven Therapie und der Ruminationsfokussierten Kognitiven Verhaltenstherapie eingegangen.
2 Störungstheorien und -modelle

Vor dem Hintergrund des mit vielfältigen negativen Konsequenzen verbundenen anhaltenden Grübelns stellt sich die Frage, warum Personen grübeln und wodurch der Grübelprozess aufrechterhalten wird. In den vergangenen Jahren wurden hierzu verschiedene psychologische Erklärungsmodelle entwickelt und evaluiert.

2.1 Response Styles-Theorie

Nolen-Hoeksema (1991) hat mit ihren Arbeiten zur Theorie der Reaktionsstile (engl. Response Styles Theory; RST) die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen von Grübelprozessen vorangetrieben. Grundannahme ihrer Theorie ist, dass das Grübeln über Symptome, deren Ursachen und Konsequenzen dysphorische bzw. depressive Verstimmungen aufrechterhält und verstärkt, während kognitive und verhaltensmäßige Ablenkung diese abschwächt und verkürzt. Den negativen Effekt depressiven Grübelns führt Nolen-Hoeksema (1991) darauf zurück, dass durch die Fokussierung auf negative Emotionen stimmungskongruente Kognitionen aktiviert werden und die Personen in einen Aufschaukelungsprozess, bestehend aus negativen Interpretationen, Bewertungen und Erinnerungen, geraten. Zudem werden Interferenzen des Ruminierens mit der Konzentration, dem Problemlösen und der Handlungsinitiierung sowie negative Auswirkungen auf interpersonelle Beziehungen erwartet (vgl. Abb. 2).

In einem intensiven Forschungsprogramm wurden die Annahmen der RST in den vergangenen Jahrzehnten mit verschiedenen methodischen Ansätzen untersucht (Nolen-Hoeksema et al., 2008; Watkins, 2008): In experimentellen Untersuchungen zur Wirkweise ruminativer Reaktionen konnte wiederholt gezeigt werden, dass Rumination zu einer Verstärkung negativen Denkens im Sinne einer Zunahme pessimistischer Attributionsmuster, negativer Zukunftsprognosen sowie kritischer Selbstbewertung führt und mit einem vermehrten Abruf negativer Erinnerungen, einer reduzierten Spezifität autobiografischer Erinnerungen und reduzierter Konzentrationsfähigkeit einhergeht.

Darüber hinaus zeigte sich in verschiedenen Untersuchungen, dass ruminierende Reaktionen mit einer geringeren Problemlösekompetenz wie auch vermehrter Unsicherheit bezüglich der Güte generierter Lösungen assoziiert sind. In Längsschnittuntersuchungen ließ sich zudem zeigen, dass das Ausmaß dispositioneller Rumination signifikant zur Vorhersage späterer Depressionswerte bzw. depressiver Episoden beiträgt.
Inhaltsverzeichnis7
Einleitung9
1Beschreibung12
1.1 Definitionen12
1.2Epidemiologie13
1.3Verlauf und Prognose13
1.4Differenzialdiagnose14
1.5 Grübeln im Kontext verschiedener psychischer Störungen17
1.6 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen22
2Störungstheorien und -modelle26
2.1 Response Styles-Theorie26
2.2Grübeln als mentale Gewohnheit28
2.3Grübeln als Vermeidungsverhalten29
2.4Modell der Verarbeitungsstile32
2.5Metakognitives Modell34
2.6Fazit38
3Diagnostik und Indikation39
3.1 Allgemeine und störungsbezogene Diagnostik39
3.2Indikation39
3.3Problemanalyse42
4Behandlung53
4.1 Ruminationsfokussierte Kognitive Verhaltenstherapie (RFCBT)54
4.2 Metakognitive Therapie depressiven Grübelns (MCT)74
4.3Gegenüberstellung von MCT und RFCBT94
4.4 Strategien zum Umgang mit Grübeln im Rahmen anderer Störungsbilder97
5Wirksamkeit und Evaluation99
5.1 Ruminationsfokussierte Kognitive Verhaltenstherapie99
5.2Metakognitive Therapie101
5.3Weitere Verfahren104
6Fallbeispiel105
7Literatur108
8 Anhang113
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