: Gabriele Wilz, Klaus Pfeiffer
: Pflegende Angehörige Manuale für die Praxis
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783844427356
: 1
: CHF 14.90
:
: Psychologie
: German
: 121
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Etwa 2,6 Millionen zu Hause lebende pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden überwiegend von Angehörigen oder anderen nahestehenden Personen betreut. Die Übernahme der Pflegeaufgaben ist für viele der Pflegenden mit einer oft über Jahre andauernden psychischen und körperlichen Überlastung verbunden, die zu einer psychischen Störung führen kann. Psychotherapeuten haben daher unter ihren Klienten oft auch pflegende Angehörige. Der Band beschreibt wirksame verhaltenstherapeutische Interventionen sowie weitere Unterstützungsangebote, die für die Arbeit mit dieser Zielgruppe geeignet sind. Der Band gibt zunächst einen Überblick über zentrale motivationale, emotionale und krankheitsspezifische Herausforderungen, mit denen pflegende Angehörige von älteren Menschen konfrontiert sind. Weiterhin werden Modelle der Pflegebelastung und Bewältigung der Pflegesituation aufgezeigt und diagnostische Instrumente zur Erfassung von pflegebedingten Veränderungen vorgestellt. Ausführlich wird auf psychosoziale und therapeutische Unterstützungskonzepte eingegangen. Dazu werden häufige therapeutische Themen, wie z.B. die Pflegemotivation, Rollenanpassung, belastende Emotionen, aber auch die Grenzen der häuslichen Pflege dargestellt und wirksame verhaltenstherapeutische Interventionsansätze skizziert. Zudem wird ein Überblick über mögliche Unterstützungsangebote, die das Versorgungssystem bietet, gegeben, so dass diese Hilfen auch in der Behandlung der pflegenden Angehörigen berücksichtigt werden können.

2 Modelle der Pflegebelastung und Bewältigung der Pflegesituation


2.1 Entscheidung zur Pflegeübernahme und Pflegemotivation


Die Aufgaben von pflegenden Angehörigen sind vielfältig und können Aufgaben wie kommunikative und emotionale Unterstützung, Sicherung des Alltagslebens und der Alltagsstruktur, Übernahme vielfältiger organisatorischer und bürokratischer Aufgaben, Begleitung durch die Versorgungsinstanzen oder körpernahe pflegerische Tätigkeiten umfassen. Je nach Erkrankung|14|entsteht die Pflegebedürftigkeit und damit die Anforderungen an den Angehörigen langsam, gegebenenfalls stufenweise (z. B. bei einer demenziellen Erkrankung) oder aber unerwartet und schnell (z. B. nach einem Schlaganfall).

Die Übernahme der Pflegeverantwortung kann aus verschiedenen Motiven, die dem pflegenden Angehörigen nicht unbedingt bewusst sein müssen, erfolgen. Neben Altruismus, egoistischen Motiven, sozialen Normen, moralischen Wertvorstellungen