: S.C. Wynne
: Der Cowboy& der Schreibtischhengst
: dead soft Verlag
: 9783960892625
: 1
: CHF 5.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Paul Smith mag seinen Taschenrechner lieber als Menschen. Menschen findet er anstrengend, im Gegensatz zu Zahlen, die ihn nie enttäuschen. Und so hat er den passenden Job im Kreditunternehmen seines Vaters. Nach einer schweren Krankheit verwandelt sich Pauls Vater allerdings plötzlich in einen mitfühlenden Wohltäter und Paul, dem jahrzehntelang rücksichtslose Geschäftspraktiken eingetrichtert wurden, ist von den neuen Ideen seines Vaters überhaupt nicht begeistert. Cort Callahan lebt und arbeitet auf der Ranch seines Großvaters. Als der mit den Zahlungen für ein Hypothekendarlehen in Rückstand gerät, beschließt Pauls Vater, den beiden Männern mit einer unorthodoxen Idee wieder aus den Schulden herauszuhelfen. Und so sind Paul und Cort auf einmal gezwungen, eng zusammenzuarbeiten. Aber was noch viel erstaunlicher ist - sie fühlen sich zueinander hingezogen. Allerdings vertraut Paul sein ganzes Leben lang nur Zahlen und Kalkulationen. Und egal, wie sehr er Cort will - wenn man die beiden grundverschiedenen Männer addiert, kommt dabei am Ende kein sinnvolles Ergebnis heraus.

 

Kapitel Eins


 

„Oh,Scheiße“, fluchte ich. Ich war mitten in einen Haufen Pferdemist getreten. Und das mit meinen Stiefeletten von Louis Vuitton!

„Wortwörtlich“, schnaubte Benji.

Ich hob mein Bein und versuchte, den Dreck abzuschütteln. „Das ist eklig.“

„Was hast du dir dabei gedacht, die hier auf einer Ranch zu tragen?“ Benji schüttelte den Kopf. Sein breites Grinsen half nicht gerade dabei, meinen Unmut zu verringern.

„Das sind die einzigen Stiefel, die ich besitze“, sagte ich unwirsch. Dann streifte ich meinen Schuh am Kies ab und versuchte alles abzukratzen, was noch daran haftete. „Man sollte doch an einem Ort wie diesem Stiefel tragen.“

„Du hättest im Auto bleiben sollen.“ Benji verdrehte die Augen. „Ich habe dir ja gesagt, ich schaffe das schon.“ Er beäugte meinen wadenlangen Kaschmirmantel mit einem Schmunzeln. „Du siehst aus, als würdest du direkt von einem Fotoshooting für Herrenmode kommen.“

„Halt die Klappe.“

„Ich meine ja nur …“

„Du warst schon zweimal hier und es hat sich nichts zum Besseren verändert. Wenn ich will, dass etwas erledigt wird, muss ich es offensichtlich selbst tun“, knurrte ich, wirbelte herum und wollte weitergehen. Die Worte hatten kaum meine Lippen verlassen, als ich mit einem lauten ‚Uff‘ in jemanden hineinlief. Die Kraft des Zusammenstoßes ließ mich taumeln, sodass ich mit dem Gesicht voran einem Metallzaun entgegenstürzte, doch bevor ich dagegenprallen konnte, griff jemand nach mir. Kräftige Finger bohrten sich in meine bloße Haut und ich landete mit dem Gesicht voran an einer muskulösen Brust.  

„Huch, sind Sie okay?“ In der rauchigen Stimme, die direkt an mein Ohr murmelte, schwang eindeutig ein Südstaaten-Akzent mit.

Sprachlos hielt ich mich an dem ausgeprägten Bizeps desjenigen fest, der mich davor bewahrt hatte, gegen das Geländer zu krachen. Als ich nach oben sah, starrte ich in die klarsten blauen Augen, die ich je erblickt hatte. Sie erinnerten mich an den Perito-Moreno-Gletscher, den ich letztes Jahr im Urlaub in Argentinien gesehen hatte.

„Hab ich Ihnen wehgetan?“ Der Mann trug einen schwarzen Cowboy-Hut und starrte mich an, als wäre ich eine Porzellanpuppe, die von einem Bücherregal gefallen war. Seine Stimme war tief, maskulin, und ließ mich erschaudern. Nach seinen anfänglichen Fragen klopfte er mir höflich auf die Schulter. Dann blickte er mich ungerührt und schweigend an. Ich löste mich von ihm und r