: Peter Modler
: Mit Ignoranten sprechen Wer nur argumentiert, verliert
: Campus Verlag
: 9783593442587
: 1
: CHF 18.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 224
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Wenn Donald Trump hinter dem Rücken von Hillary Clinton Grimassen schneidet, wenn der Chef jeden wohlformulierten Einwand mit einem Dreiwortsatz kontert oder die Kollegin mit großer Geste den Konferenztisch dominiert - dann sind das klare Machtbotschaften. Nie geht es im Gespräch nur um Argumente, manche Menschen verzichten sogar ganz auf sie. Doch dagegen kann man sich wappnen. Der renommierte Coach und Bestsellerautor Peter Modler analysiert Situationen in Politik und Unternehmenswelt, in denen die Machtspieler die Oberhand haben. Am Ende formuliert er zehn konkrete Widerstandsregeln. Schlagen Sie die Ignoranten mit ihren eigenen Waffen: Es ist alles eine Frage der Technik!

Peter Modler betreibt seit 1998 in Freiburg i. Br. eine eigene Unternehmensberatung. Über 3000 Führungskräfte haben an seinen Workshops und Trainings teilgenommen. Bekannt geworden ist er als Erfinder des »Arroganz-Trainings® für führende Frauen«. In seiner Coaching-Ausbildung »Profit by Difference« bildet er Führungskräfte im gesamten deutschen Sprachraum aus. Zuletzt erschien von ihm das Buch »Wenn Höflichkeit reinhaut« (2022).
Vorwort Oder: Der Schiffbruch der Argumente Ignoranten - von Unschuld und Absicht In Paris unterwegs sein und sich verlaufen: ganz leicht. Aber der Zug fährt nun mal am Bahnhof ab, den muss ich finden, und darum frage ich Passanten nach dem Weg zum Gare de l'Est und bekomme die Antwort: »Je l'ignore« - Ich weiß es nicht. Eine ganz und gar unschuldige Aussage. Da kennt halt jemand ein Faktum nicht, tut auch gar nicht so, als ob er es kennen würde, und schickt mich dann auch nicht, etwa aus falscher Höflichkeit, in eine Sackgasse. Nein, er gibt sein Nicht-Wissen offen zu, und ich kann, ohne schlechte Gefühle, einfach jemand anderen fragen. Je l'ignore. Diese Sorte Ignoranz hat keinerlei bewertenden Unterton - im Französischen. Im Deutschen ist das schon ganz anders. Da gibt es bei diesem Wort Ausschläge in zwei Richtungen: Igno­ranz ist das Nichtwissen aus purer Unkenntnis, womöglich auch noch mit einem gewissen Stolz auf genau diese Beschränktheit (»Ich war noch nie im Nachbardorf und will auch gar nicht hin«). Gemäß dem doppelten Fluch der Inkompetenz aus der Lernforschung: Dass jemand etwas nicht weiß, ist der erste Fluch. Aber dass sie oder er nicht mal weiß, dass sie/er es nicht weiß, ist der zweite. Unter dem Dach der Ignoranz wohnt im Deutschen aber auch das absichtlich inszenierte Nicht-Wissen: Wer etwas »ignoriert«, macht das nämlich ganz bewusst. Eigentlich weiß sie oder er es besser oder nimmt durchaus ein Faktum wahr - entscheidet sich aber ganz reflektiert, das auszublenden. Aus Ohnmacht oder mit gemeiner Intention. Von Unschuld kann hier keine Rede sein. Ich leite das Meeting. Dann kommt wieder einmal ein nerviger Einwand von Sven. Aber ich ignoriere das und mache weiter, als hätte es die Äußerung nie gegeben. Geht ziemlich oft durch. Sowieso, wenn ich der Chef bin. Oder ich ignoriere Sven ganz bewusst nicht, weil es zu meinem Ethos gehört, dass alle im Raum zu ihrem Recht kommen sollen, und womöglich fängt nun ein Hin und Her über irgendeinen Randaspekt des Themas an, bis die Besprechung so ausufert, dass am Ende alle genervt sind, dass ich Sven nicht übergangen habe. Jaja, alles nicht so einfach mit diesem Ignorieren. Vom Verb zum Substantiv gewinnt das Urteil über den Vorgang des Ignorierens, jedenfalls im Deutschen, sogar noch an Abfälligkeit: Der ist eben ein Ignorant! Die ist eine Ignorantin! Pure Ignoranz! Zumindest unter Intellektuellen wird es dann zu etwas aus dem Kontext der Schimpfwörter. Aber - was, wenn nun genau hier der Schlüssel liegt zur Lösung vieler unangenehmer Erfahrungen? Wenn genau die so schlecht beleumundete Ignoranz mehr Freiheiten verschafft und mehr Handlungsspielraum? Wenn es, gerade für Intellektuelle und vor allem in den großen öffentlichen Auseinandersetzungen, einen enormen Gewinn bedeutet, sich Ignoranz zu eigen zu machen, statt sie reflexartig zu ignorieren? Wenn die Taktiken der Igno­ranten zu einem Werkzeug in den Händen der Differenzierer werden könnten, zu einer Zeit, wo die Populisten große Feste feiern? Ein Werkzeug, das offensichtlich dringend gebraucht würde. Denn leider läuft es bislang oft ganz anders ab. Wer gegenüber Simplifizierern fortwährend auf Argumente setzt, erleidet regelmäßig Schiffbruch. Das gestehen sich Intellektuelle in der Regel aber nicht ein. Sie reden sich ihre Niederlagen schön und trösten sich lieber mit warmen Solidaritätsbekundungen unter ihresgleichen. Man postet irgendwas Empörtes und bekommt auch prompt seine folgenlosen Likes, schreibt seinen 500-Zeichen-Kommentar und beklagt politischen Sittenverfall. Gerade Leute mit einem akademischen Hintergrund muten sich die Kränkung nicht zu, dass ihre durchdifferenzierten Argumentationsketten in vielen existenziellen Auseinandersetzungen zu gar nichts führen. Statt sich mal hinzusetzen und sich schonungslos darüber Rechenschaft zu geben, warum man kommunikativ so brutal untergegangen ist. Hinzu kommt offensichtlich auch eine gewisse Anziehungskraft, ja fast so etwas wie Neid. Denn man erlebt immer wieder, wie diese Null-Argumentierer Erfolg haben, wie sie tatsächlich beko
Inhalt6
Vorwort: Oder: Der Schiffbruch der Argumente8
1 Die Absicht der Kulisse. Oder: Wie Bühnenbilder Politik machen22
2 Die Ohnmacht der Argumente. Oder: Wenn Niveau nichts nützt40
3 Geöffnete Räume. Oder: Wie man spricht, ohne zu reden52
4 Das verweigerte Training. Oder: Wenn Faktenwissenzum Untergang führt70
5 Die ausgeblendete Alternative. Oder: Warum der richtigeMove entscheidet84
6 Die Gesetze der Rampe. Oder: Wie man Weichen stellt100
7 Die Zumutung und der Switch. Oder: Warum Japanisch nicht böse ist114
8 Die Nebelmaschine. Oder: Wie man Lufthoheit unterbindet126
9 Der Geruch von Benzin. Oder: Wie man einen Standard verteidigt140
10 Das Patt als Erfolg. Oder: Wer zuständig ist für Ergebnisse156
11 Die Teflon-Formeln. Oder: Warum kompliziert,wenn’s einfach geht168
12 Die Normalität der Lüge. Oder: Wenn man demOchsen ins Horn kneift180
13 Mit Ignoranten sprechen. Oder: 10 goldene Regeln192
Literatur/Medien. Oder: Wo sind die Quellen?204