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»Wir sind jetzt Seniors, Baby!«
Kaum hatte ich die Autotür hinter mir zugeschlagen, legte ich den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und holte tief Luft. Die Sonne kitzelte meine Wangen, und ein Lächeln umspielte meine Lippen. Das Schulgelände roch nach frisch gemähtem Rasen, und die Luft war erfüllt vom lebhaften Geschnatter der Teenager, die sich auf dem Parkplatz nach den Sommerferien zum ersten Mal wieder begegneten. Alle beschwerten sich zwar immer darüber, wie sehr sie den ersten Schultag hassten – aber ich war mir sicher, dass ihn insgeheim jeder liebte.
Das neue Schuljahr hatte etwas von einem Neubeginn. Das war zwar ein bisschen lächerlich, weil es ja schließlich nur die Highschool war, aber dennoch fühlte es sich so an.
Ich drehte mich, jetzt wieder mit geöffneten Augen, zu Lee um. Er grinste mich an.
Auch wenn es Montagmorgen war, fühlte ich mich schwerelos. Mein Lächeln spiegelte seines wider. »Zwölfte Klasse, wir kommen«, erwiderte ich leise.
Wenn irgendetwas lohnte, dass man sich darauf freute, dann war das meiner Meinung nach der Beginn des letzten Jahres an der Highschool.
Ich hatte Leute zwar auch schon sagen hören, die Collegejahre seien die besten deines Lebens, aber College klang einfach nach so viel mehr harter Arbeit, selbst wenn man dort mehr Freiheiten genoss. Lee und ich waren jedenfalls überzeugt davon, dass die zwölfte Klasse das Jahr war, in dem wir uns noch mal so richtig amüsieren würden, bevor das Erwachsensein zuschlug.
Ich ging um den Wagen herum und lehnte mich neben Lee an die Motorhaube. Er machte immer ein Riesengetue um sein kostbares Auto, einen Mustang von 1965, den er so innig liebte. Jetzt funkelte der Lack geradezu im Sonnenschein.
»Ich kann gar nicht fassen, dass es endlich soweit ist. Ich meine, stell dir das mal vor: Heute ist unser letzter erster Tag an der Highschool. Nächstes Jahr um diese Zeit sind wir schon auf dem College …«
Lee stöhnte. »Erinner mich nicht dran. Den Vortrag hat Mom mir heute Morgen schon gehalten – mit Tränen in den Augen. Ich will übers College noch nicht mal nachdenken.«
»Pech gehabt, Kumpel. Das lässt sich nicht vermeiden. Danach ziehen wir in die Welt hinaus!«
Ich musste zugeben, dass der Gedanke an die College-Bewerbungen mir auch Bauchweh machte. Zwar hatte ich im Verlauf des Sommers versucht, an meinem Motivationsschreiben fürs College zu arbeiten, aber keine großen Fortschritte gemacht.
Ich wollte über die Möglichkeit, dass Lee und ich an verschiedenen Colleges landen würden, nicht einmal nachdenken. Weil er vielleicht irgendwo angenommen würde, wo man mich ablehnte. Weil wir ab nächstem Jahr vielleicht getrennt wären. Wir hatten schließlich unser ganzes Leben fast wie siamesische Zwillinge verbracht. Was zum Teufel sollte ich ohne ihn anfangen?
»Leider«, sagte Lee und riss mich aus meinen Gedanken. »Aber hör mal, du hast doch jetzt nicht vor, von der Zukunft zu schwärmen, oder? Sonst sag mir bitte Bescheid. Dann lasse ich dich mit deinen Überlegungen allein und geh die Jungs suchen.«
Scherzhaft rempelte ich ihn mit der Schulter an. »Ich höre sofort auf, vom College zu reden. Versprochen.«
»Gott