Damit sind die ursprünglichen Aufgaben der Operation ›Greenup‹ skizziert – eines geheimdienstlichen Unternehmens, das die OSS-Abteilung für Deutschland und Österreich im Frühjahr 1945 in Tirol durchgeführt hat. Zur spektakulärsten Spionagemission auf dem gesamten mediterranen Kriegsschauplatz, zu dem die österreichischen Alpen gehörten, wurde die Operation aus Sicht des OSS aber erst in den letzten Kriegstagen. Am 3. Mai gelang es den Agenten nach einer Abfolge dramatischer Ereignisse, im Kerngebiet der ›Alpenfestung‹ einen vorzeitigen Waffenstillstand herbeizuführen, den Leiter des Gaus Tirol-Vorarlberg und Obersten Kommissar der ›Operationszone Alpenvorland‹, Franz Hofer, und seinen Stab festzunehmen, Innsbruck den US-Truppen kampflos als ›freie Stadt‹ zu übergeben und damit das Leben vieler ihrer Soldaten zu retten.2 Am 25. April 2013 bezeichnet der demokratische Senator Jay Rockefeller bei einer Rede im Kongress der Vereinigten Staaten die Operation Greenup sogar als einen der erfolgreichsten OSS-Einsätze im Zweiten Weltkrieg überhaupt.
Die Geschichte der Operation Greenup wird in diesem Buch rekonstruiert. Der Fokus liegt dabei auf den beteiligten Akteuren: den Agenten, ihren Helferinnen und Helfern sowie ihren Gegenspielern in den Herrschafts- und Polizeiapparaten des NS-Regimes.
Das ausführende Team der Operation Greenup bestand aus drei jungen Männern. Fred Mayer, 23 Jahre alt, und Hans Wijnberg, 22 Jahre alt, waren Juden, die vor dem Rassenwahn der Nationalsozialisten in die USA geflohen waren – Mayer 1938 mit seiner gesamten Familie aus Freiburg im Breisgau, Wijnberg 1939 mit seinem Zwillingsbruder Loek aus Amsterdam. Beide landeten in Brooklyn, New York. Die Eltern der Wijnbergs hatten ihre Buben schweren Herzens, aber in Voraussicht des deutschen Überfalls auf die Niederlande über den Atlantik geschickt, ihre eigene Flucht mit dem