: Dimitri Verhulst
: Den Sommer kannst du auch nicht aufhalten
: Verlag Freies Geistesleben
: 9783772544101
: 1
: CHF 13.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 138
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Können wir vermeiden, was nicht aufzuhalten ist? Pierre konnte es nicht. Er konnte der Leidenschaft und vor allem der Liebe nicht entkommen. Aber Pierre kann und will davon erzählen. Und so schenkt er dem behinderten Sonny zum 16. Geburtstag bei einem Trip in die Provence die Geschichte der wildzärtlichen und alles ändernden Liebe zu dessen Mutter und reist mit ihm dabei an die Ränder des Lebens. Gefühlvoll und provokant - mal überbordend, mal frech im Ton erzählt Dimitri Verhulst die schmerzlich-schöne Gesichte einer wilden tiefen Liebe und nimmt uns dabei mit auf einen Road Trip durch die Schönheit der Provence und das Leben selbst.

Dimitri Verhulst, 1972 in Aalst / Belgien geboren, einer der besten flämischen Schriftsteller, wuchs bei Pflegeeltern und in Kinderheimen auf, jobbte als Animateur, bei einem Pizza-Express, in einer Plastikfabrik und als Touristenführer. Sein Roman 'Die Beschissenheit der Dinge', in dem er seine eigene Geschichte erzählt, war ein Bestseller und die Verfilmung durch Felix van Groeningen wurde in Cannes mit dem Prix Art et Essai prämiert. Dimitri Verhulsts Werke sind in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Pierre liebte endlos lange, in gewisser Weise kontemplative Autofahrten allein, also war es kein Beinbruch, dass sein Passagier während dieser – dem Navi zufolge – zehnstündigen Fahrt in die Provence ein schweigsamer, vegetativer Idiot war.

Sonny hieß sein stiller Reisegefährte. Er war fünfzehn, fast sechzehn, und roch durchdringend nach Talkumpuder und Krankenhaus. Sonny. Ein super Name für einen geistig Behinderten, fand Pierre. Keine Ahnung, was die Mutter sich dabei gedacht hatte, ihrem Sprössling ausgerechnet diesen Namen zu geben. Sonny – aus welcher Wühlkiste mit Kindervornamen mochte sie ihn gefischt haben? Na, auf jeden Fall klang der Name sehrsohnig.

Und «vegetativer Idiot»? Nun ja, das Etikett, das er diesem Produkt eines reichlich schieläugigen Schöpfers damit verpasste, war vielleicht nicht das wissenschaftlich korrekteste. Wenn es überhaupt eine Bezeichnung für diesen ganz speziellen Fall gab. Außer ab und zu einem spastischen Zucken des Kopfes oder des astdürren Armes zeigte der Junge nur wenig Bewegung. Auch wäre es ein Euphemismus gewesen zu sagen, sein Wortschatz sei bloß etwas kleiner als jener der meisten anderen Witzfiguren, mit denen zusammen er den Fußboden seiner Pflegeeinrichtung vollsabberte: In Wahrheit sprach er nämlich überhaupt nicht. Ein paar Urlaute stieß er aus, okay, ein wenig Geächz und Gestöhn, aber stets zurückhaltend und manierlich. Und auch das Sabbern betrieb er eigentlich eher minimalistisch. Hin und wieder etwas schäumender Speichel auf den fleischlosen Lippen, wie bei einem fachmännisch zubereiteten Latte Macchiato, schockierender wurde es nie.

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