»Immer mehr!«, wird uns von den Plakatwänden herab zugerufen, bei der Werbung für Hypotheken, für Autos, für Versicherungen. Immer mehr – es wird für uns ein Lebensplan entworfen, in dem es, wie selbstverständlich, immer aufwärts gehen soll. Easy investieren, das Auto gehört zum Leben, Fliegen sowieso, man muss überall gewesen sein – »been there, done that«. Auch im Kleinen sind die Versprechungen groß. Laufend neue Klamotten, das neueste Mobiltelefon, die schnellste Datenübertragung, bloß nicht abgehängt werden. Wenn Kinder kommen, braucht es einen SUV, ein Haus im Grünen, man steht dann im Stau. Doch jetzt, in Zeiten der Klimakrise, wird diese lange eingeübte Normalität brüchig.
Am Anfang war das Steak.
Es lag dann aber nicht auf meinem Teller, so, wie ich mir das gewünscht hatte, und daran war Anja schuld. Anja, die alles sehr genau liest, auch eine Speisekarte, und die beiläufig gesagt hatte, es sei schon seltsam. Seltsam, dass bei den Speisen in den allermeisten Restaurants nach den Vorspeisen zuerst die Fleischgerichte, manchmal auch der Fisch aufgeführt sei, aber erst an dritter Stelle »Vegetarisches«. Diese Abfolge auf der Speisekarte in vielen Restaurants, meinte Anja, sei Ausdruck einer bestimmten Normalität, die selbstverständlich davon ausgehe, dass pflanzliche Ernährung zuletzt kommt, als das Außergewöhnliche.
»Fleisch ist wie das Auto: Die Mehrheit hat eins, aber eigentlich ist es untragbar, und das Steak, das du bestellen willst, ist wie ein SUV – zu groß, zu schwer, zu belastend.«
Anja, muss man wissen, ist die gewissenhafteste Person, die ich kenne. Sie produziert praktisch keinen Abfall, fährt niemals Auto, ist Vegetarierin. Anja kennt auch die ökologischen Kennzahlen zu Produkten, zu Dienstleistungen, und so bereitete sie mich auch an jenem Abend im Restaurant auf ein Zahlengewitter vor.
»Willst du es wirklich wissen?«
»Heraus damit.«
»In Sachen CO2