1: Vorspiel am Rabenstein
Viel Volk war zusammengelaufen an diesem ersten warmen Apriltag des Jahres 1698 und ließ sich auch von den gelegentlichen Regenschauern nicht beeindrucken, die der böige Westwind über den Platz an der Frankfurter Straße wehte. Die Zeilen der niedrigen Häuser, wollte man denn die meisten der vor den Toren errichteten Buden so nennen, waren schon recht nahe herangerückt an den unheimlichen Ort mit dem alten Hochgericht und dem aufragenden Diebsgalgen. Es war die Rede davon, den Richtplatz in eine weniger bebaute Gegend zu verlegen.
Angesichts des zu erwartenden Ereignisses war kaum einer von den Berlinern und Cöllnern zu Hause geblieben, das niedere Volk der nahen Stralauer und der Georgen-Vorstadt sowieso nicht. Selbst aus der entfernten neuen Friedrichstadt, von den Refugierten aus der Dorotheenstadt und vom Friedrichswerder musste eine erkleckliche Anzahl so weit nach Osten gefunden haben, sah man sich in der auf und abwogenden Menschenmenge um, die ungeduldig des Kommenden harrte. Dass allerhand Hofschranzen und müßige Herren samt ihren sich verschämt gebärdenden Damen bei so einem Schauspiel nicht fehlen durften und sich unters Volk mischten, verstand sich von selbst. Die weniger Wagemutigen, die in einiger Entfernung zwischen den Buden und Ständen der Höker und Quacksalber in ihren Kaleschen sitzen blieben, bezahlten es mit dem weiten Abstand vom Blutgerüst, genossen dafür allerdings die bessere Sicht über die Köpfe des gemeinen Volkes hinweg.
Auch Jakob Fahrenholtz, mit seinen siebzehn Jahren ein hoch aufgeschossener, strohblonder Bengel, erfreute sich sogar aus d