Kapitel 1
Der Regen prasselte auf die Holzdächer und lief an den Fensterläden hinunter. Auf der Erde bildete das Regenwasser zusammen mit dem lehmigen Boden dunkle Pfützen, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Niemand sah die dunkle Gestalt, die sich verstohlen durch die Gassen und Straßen schlich. In einem Haus bellte ein Hund, als die Gestalt mit der Hand an einer Holztür entlang strich. Durch einen kurzen mentalen Befehl hörte das Tier jedoch sofort auf und legte sich wieder auf seiner warmen gemütlichen Decke schlafen. Die Wachhunde der Stadt, mit ihren rot leuchtenden Augen, ihrem struppigen braunen Fell und ihrem nach Säure stinkenden Atem liefen durch die Gassen, die Nasen auf dem Boden, doch auch sie nahmen keine Witterung auf.
Alicia gönnte sich eine kurze Pause in einer kleinen Gasse neben einem Wirtshaus und einen Schluck Wasser aus der Flasche, die sie sich um die Taille gewickelt hatte. Die laute Musik, die aus dem Gebäude drang, übertönte das Klopfen ihres Herzens. Nun trennten sie nur noch ein paar Meter von der so lang ersehnten Freiheit. Sie war nun bereits seit geraumer Zeit unterwegs, bewegte sich nur langsam und vorsichtig voran, um nicht entdeckt zu werden. Als sie sich ein kleines Stück weiter an die Straße heranwagte, stieß sie mit dem Fuß einen Krug um, der laut polternd davon rollte und an der Wand in lauter kleiner Stücke zerbrach. Dicht in die Schatten der kühlen Steinwand gepresst wartete sie, ob jemand den