: Michael Koller
: Die Herrschaft der Großväter. Thriller
: Federfrei Verlag
: 9783990740378
: 1
: CHF 7.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Mikhail Vulkov wächst in der Ukraine in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater Alkoholiker, seiner Mutter gleichgültig, ?üchtet er sich vor den Misshandlungen im eigenen Heim und tritt in die Armee ein. In der Kaserne angekommen, wird er mit dem brutalen System der Dedowaschtschina konfrontiert: Der Herrschaft der Großväter, die alle Rekruten über die Neuankömmlinge ausüben. Nach Jahren der Unterdrückung wird Vulkov schließlich selbst ein Großvater - und zieht nach seinem Ausscheiden aus der Armee eine blutige Spur der Gewalt hinter sich her.



Michael Koller, geboren am 14. März 1972, lebt in Hoheneich bei Gmünd im Waldviertel. Nach Abschluss der Handelsakademie war er in unterschiedlichen Berufszweigen tätig und lernte so den Facettenreichtum des Lebens bestens kennen. Seine Leidenschaft war und ist das Schreiben. Zeitungsartikel, Kurzgeschichten, Gedichte, Romane und Internetblogs umreißen das Repertoire des Enfant Terribles der Waldviertler Schreibzunft.

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Ich hatte gar nicht vorgehabt, mich Walter Graumann bereits an diesem Tag zu nähern, sondern wollte bloß weiter seine Gewohnheiten studieren. Doch als er die Parlamentstreppe ziemlich schnell heruntergerannt kam und direkt auf das gestohlene Taxi zuhielt, in dem ich saß, konnte ich nicht widerstehen. Einfacher würde er es mir kaum noch einmal machen. Also faltete ich die Zeitung zusammen und wollte sie auf den Sitz neben mir ablegen, doch mein unerwarteter Fahrgast öffnete die Beifahrertür und nahm direkt neben mir Platz.

»Wo soll’s hingehen, der Herr?«, fragte ich im standardisierten Wiener Taxifahrerjargon. Graumann lächelte leicht und gab dann eine Adresse im 8. Bezirk an. Eine Strecke, die man auch zu Fuß leicht bewältigen konnte. Doch in Zeiten wie diesen war jemand wie Walter Graumann nicht bloß der Applaus von Sozialromantikern gewiss. Es gab auch Kräfte, die ihn lieber heute als morgen zum Teufel jagen würden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Darum setzte er sich vermutlich auch nach vorne. Um alles genau im Blickfeld zu haben. Dass er dabei nicht nach links sah und erkannte, bereits in Feindesland zu sein, hatte schon etwas Ironisches an sich. Als ich von der Ringstraße aus in die Florianigasse einbog, begann sein Handy zu klingeln. Doch ehe er imstande war, den Anruf entgegenzunehmen, griff ich unter den Fahrersitz und holte meine Pistole hervor. Meine gute alte 08 von Luger, die ich in Französisch-Guayana auf einem Markt für Weltkriegswaffen erstanden