: Werner Uebel
: Der Scharfrichter: Historischer Roman
: Pandion Verlag
: 9783869114965
: 1
: CHF 4.50
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 376
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Birkenfeld im Jahre 1370. Scharfrichter Abraham Nagel kommt während der Hinrichtung eines Wegelagerers unter rätselhaften Umständen ums Leben. Sein zehnjähriger Sohn Rudolf wird noch in der gleichen Nacht nach Kastellaun zum dortigen Scharfrichter gebracht.
Zwölf Jahre später. Rudolf ist sehr unglücklich, einziger Lichtblick in seinem tristen Dasein ist Anne-Marie, die Tochter des Lindenwirtes, mit der er heimlich eine Liebschaft begonnen hat. Doch Anne-Maries Vater würde einer Verbindung nie zustimmen, denn als Henkersknecht ist Rudolf ehrlos. Nun überschlagen sich die Ereignisse. Zähneknirschend muss Rudolf zusehen, wie sich sein Ziehvater mit einer Räuberbande einlässt und seine große Liebe Anne-Marie einen anderen heiratet. Als er dann noch erfährt, dass sein Vater keines natürlichen Todes gestorben ist, beschließt er, Kastellaun für immer zu verlassen. Rudolfs Weg führt zurück in seine Heimatstadt Birkenfeld, wo er die genauen Umstände, die zum Tod seines Vaters führten, aufklären will. Auf dem großen Jahrmarkt lernt er den Spielmann Daniel kennen, der mehr über das Schicksal seiner vermissten Eltern zu erfahren hofft. Gemeinsam mit Daniel gelingt es Rudolf schließlich, die Schuldigen am Tod seines Vaters zu stellen. Er erfährt die ganze entsetzliche Wahrheit.

 

Für meine

liebe Frau Barbara

Prolog


 

1370

 

Flink wie ein Eichhörnchen kletterte Peter auf den mächtigen Kastanien­baum und versteckte sich lautlos im dichten Geäst. Jetzt, im Spätsommer, war das noch leicht möglich. Die Blätter hatten zwar schon eine gelbe Färbung angenommen, boten aber immer noch einen guten Sichtschutz. Gespannt lugte Peter durch die Zweige hinunter auf den Weg. Er war der beste und geschickteste Kletterer unter den Jungen der kleinen Stadt Birkenfeld, und kein noch so hoher Baum vermochte seiner Kletterkunst standzuhalten. Jetzt, zur Reifezeit der Kastanien, war er der Einzige, der bis hoch in die Spitzen gelangte und auch die letzte Kastanie noch mit Leichtigkeit herunterholte.

Peter musste an den dicken Hermann denken, den Sohn des Ochsen­wirtes. Der hing jedes Mal wie ein vollgestopfter Mehlsack am Stamm des Baumes und erreichte trotz verzweifelter Bemühungen nicht einmal den untersten Ast. Er wurde deshalb regelmäßig von den anderen Jungen gehänselt und ausgelacht. Peter tat er manchmal leid. Mehr als einmal hatte er bereits versucht, seinem schwergewichtigen Freund das Klettern beizubringen, aber das hatte sich letzten Endes doch als sinnlos erwiesen. Hermann war einfach zu dick und ungelenkig.

Peter wurde allmählich ungeduldig. Es würde bald dunkel werden, und wenn er nicht rechtzeitig nach Hause kam, stand ihm ein gewaltiges Donnerwetter bevor. Seine Mutter würde wie immer schimpfen und sein Vater, der Kesselmacher Ortwin Tillmann, würde ihn mit der Rute streichen, wie er es auszudrücken pflegte. Seiner Meinung nach wirkten sich diese schm