Für meine
liebe Frau Barbara
Prolog
1370
Flink wie ein Eichhörnchen kletterte Peter auf den mächtigen Kastanienbaum und versteckte sich lautlos im dichten Geäst. Jetzt, im Spätsommer, war das noch leicht möglich. Die Blätter hatten zwar schon eine gelbe Färbung angenommen, boten aber immer noch einen guten Sichtschutz. Gespannt lugte Peter durch die Zweige hinunter auf den Weg. Er war der beste und geschickteste Kletterer unter den Jungen der kleinen Stadt Birkenfeld, und kein noch so hoher Baum vermochte seiner Kletterkunst standzuhalten. Jetzt, zur Reifezeit der Kastanien, war er der Einzige, der bis hoch in die Spitzen gelangte und auch die letzte Kastanie noch mit Leichtigkeit herunterholte.
Peter musste an den dicken Hermann denken, den Sohn des Ochsenwirtes. Der hing jedes Mal wie ein vollgestopfter Mehlsack am Stamm des Baumes und erreichte trotz verzweifelter Bemühungen nicht einmal den untersten Ast. Er wurde deshalb regelmäßig von den anderen Jungen gehänselt und ausgelacht. Peter tat er manchmal leid. Mehr als einmal hatte er bereits versucht, seinem schwergewichtigen Freund das Klettern beizubringen, aber das hatte sich letzten Endes doch als sinnlos erwiesen. Hermann war einfach zu dick und ungelenkig.
Peter wurde allmählich ungeduldig. Es würde bald dunkel werden, und wenn er nicht rechtzeitig nach Hause kam, stand ihm ein gewaltiges Donnerwetter bevor. Seine Mutter würde wie immer schimpfen und sein Vater, der Kesselmacher Ortwin Tillmann, würde ihn mit der Rute streichen, wie er es auszudrücken pflegte. Seiner Meinung nach wirkten sich diese schm