Für Mechthild
im Jahr
unserer Goldenen Hochzeit
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Die Einrichtung stammte aus den dreißiger Jahren, die kleinen Sprossenfenster mit den dichten Vorhängen ließen nur spärlich die Sonne in die Schankstube „Zum Hirsch“ herein.
Jetzt in der aufstrebenden Nachkriegszeit, in der so viel erneuert und verändert wurde, sahen sich auch die Wirtsleute veranlasst ihre gut gehende Gastwirtschaft zu modernisieren.
Betty und Adam Schneider hätten viel lieber Geld eingenommen als es auszugeben und so kam es wieder einmal zum Streit mit ihrer Tochter Brigitte, die auf eine Totalsanierung der Gastwirtschaft drängte, aber beim Vater wenig Gehör fand. Er glaubte mit einer Restaurierung der alten Fassade wäre die Modernisierung erledigt. Aus Wut und Verärgerung packte Brigitte ihr Köfferchen und verschwand mal wieder „für ein paar Wochen“, wie sie sagte, in ein Hotel am Rhein. Dort wurde sie als Hilfskraft gerne aufgenommen und nebenbei lernte sie die Hotellerie und den Umgang mit Gästen kennen. Aber im „Hirsch“ fehlte sie. Diente die hübsche Brigitte doch als Anziehungspunkt für die jungen Kerle, obwohl sie als künftige Wirtin keinem schöne Augen machte.
Ihre Tante Klara war verzweifelt, fürchtete sie doch, die Nichte nie wiederzusehen, während ihr Vater Adam ihren Auszug gelassener nahm. „Sie ist daheim ans Brot gewöhnt und der Tag wird kommen, wenn sie reumütig zurückkehrt.” Betty, die Mutter, weinte nur, ihr wurde erneut bewusst, dass sie auf ihre erwachsene Tochter schon lange keinen Einfluss mehr hatte.
Bettys äußere Erscheinung wirkte sehr nachlässig und ungepflegt. Ihre Kittelschürze war dreckig, die ungepflegten Haare lugten aus einem schmutzigen Kopftuch hervor, ihre von Ku