: Bodo Förster, Bernd Linnhoff
: Ein Leben für die Elefanten Wie ich mir in Thailand meinen Traum erfüllte
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644003132
: 1
: CHF 10.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die faszinierende Geschichte des «Elefantenflüsterers». Als Bodo Förster kurz nach der Wende aus Ostberlin aufbrach, um in die Welt des Asiatischen Elefanten einzutauchen, legte er sich vorher einen für ihn alles entscheidenden Satz zurecht: «I am Bodo from East Germany and I want to ride elephants.» In Thailand schlug die Seele des Tierpflegers sofort Wurzeln. Mehrere Wochen blieb er und kehrte anschlie­ßend immer wieder zurück, bis er sich schließlich seinen Traum erfüllte und ein Unternehmen gründete, das auf einzigartige Weise Tourismus mit Tierschutz verbindet. Auf seinem Weg voller Hoffnungen und Rückschläge, Höhen und Tiefen verlor er sein Ziel nie aus den Augen: den Schutz und Erhalt des Elefanten in Asien. «In meinem Leben ging es mir immer nur um die Elefanten. Wenn du vor dem Elefanten stehst, wenn du ihm in die Augen schaust und dich wirklich auf ihn einlässt - das ist wie eine Melodie der Natur.»

Bodo Jens Förster, geboren 1962 in Thüringen, absolivierte eine Lehre zum Tierpfleger im Tierpark Friedrichsfelde und arbeitete anschließend als Ausbilder von mehr als 200 Elefanten. 1994 gründete er in Nordthailand das Unternehmen Elephant Special Tours. Er gilt als einer der renommiertesten Elefantentrainer der Welt. 2016 verlieh ihm Thailands Prinzessin Ubol Ratana in Berlin den 'Discover Amazing Stories Award', eine Auszeichnung des Thailändischen Tourismusministeriums.

«Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit der Mut.»
Perikles

Kapitel 1Scheitern ist keine Option


Lampang wirkt zur Morgendämmerung noch verschlafener als ich. Wo bin ich hier gelandet? Ich bin ja kein Tourist. Exotische Sehenswürdigkeiten interessieren mich nicht. Auf dem Bahnhofsvorplatz steht eine alte Lokomotive. Was soll’s. Viel später werde ich erfahren, dass Lampangs Bahnhof um 1912 vom Ingenieur Karl Döring erbaut wurde, einem Deutschen. Auch in Ordnung.

Im Zwielicht des frühen Tages suche ich den Ausgang. Habe keinen Blick für die Pagoden und Chedis der buddhistischen Tempel Lampangs. Es ist angenehm frisch in Thailands Norden. Der Winter steht bevor. Ein Winter, der in Deutschland ein Jahrhundertsommer wäre: meist 25 bis 30 Grad am Tag, sonnig, trocken, abends und morgens schon mal unter 20 Grad kühl. Angenehm für mich. Für die Thais hingegen eine Zitterpartie, denn ihre Häuser und Wohnungen haben keine Heizung. Provinzen in dieser Region werden zu Katastrophenzonen erklärt, wenn das Thermometer unter 15 Grad fällt.

Als ich mit Barbara den Bahnhof verlasse, entdecken wir direkt gegenüber eine Polizeistation. Meine Freunde, meine Helfer! Das kann in Thailand eine naive Einschätzung sein, an diesem Morgen jedoch deckt sie sich mit der Realität. Die Polizisten helfen uns auf freundliche, pragmatische Art.

Die Verständigung hakt. Thai kann ich nicht. Englisch hatte ich zwar vier Jahre lang in der Schule, doch meine Lehrerin war nicht so der Renner. Drei Wörter sind übrig geblieben als leises Echo aus fernen Schultagen: breakfast, umbrella, elephants. Immerhin! Genug für eine Mahlzeit am Tag, einen Schutz gegen Regen, dazu der Hinweis, warum ich überhaupt hier bin.

Mir war schon klar, dass ich mit diesem knappen Bestand an Englisch nur schwer ans Ziel kommen würde. Daher habe ich noch vor dem Trip mein Repertoire erweitert und ein Sprüchlein auswendig gelernt: «I am Bodo from East Germany and I want to ride elephants.»

So stehen wir nun in der Tür der Polizeistation. Ich muss mich ducken, um mir nicht den Schädel zu stoßen, habe Barbara im Schlepptau, und wir sprechen beide in fremden Zungen. Die Thais reiben sich die Augen und die Ohren gleich mit. Sie verstehen, wie es scheint, nur Bahnhof. Dann aber spiele ich meine Trümpfe aus. Die Postkarte von Dan Albert Koehl. Die Chang-Briefmarke aus der Khao San Road.

Die Männer in Dunkelbraun wechseln Blicke. Verstehen. Rufen ein Songthaeo, das ist eine Art Sammeltaxi, ein umgebauter Pick-up mit zwei Sitzreihen auf der Ladefläche. Unsere Freunde und Helfer nennen dem Fahrer das Ziel, es ist ein Befehl: Young Elephant Training Center. 900 Baht für 60 Kilometer – schweineteuer, finde ich, das sind 60 Deutsche Mark. Immerhin muss ich nun nicht weiter mit der thailändischen Sprache in den Ring steigen. Für alle Fälle hatte ich in Bangkok noch einen Satz Thai gelernt, um die letzte Etappe notfalls auch ohne fremde Hilfe zurückzulegen: «Pom tong gran cha rod motorcy» – Ich möchte ein Motorrad mieten.

Gegen Mittag erreichen wir das Trainingszentrum in Pang Lah. Es ist heiß. Meine Seele, anders kann ich es nicht ausdrücken, schlägt sofort Wurzeln. Erstmals sehe ich live die Männer vom Bergvolk der Karen. Die Elefanten-Meister. Züchter und Mahuts, stolz auf ihr Können.

Klein, leichtgewichtig und behände sitzen sie ihren Tieren auf dem Kopf und geben ihnen mit den Füßen Kommandos hinter die Ohren. Als seien sie genau dort bereits zur Welt gekommen: in luftiger Höhe auf einem riesigen Schädel.

Im Camp in Pang