Vorwort von Helga Rabl-Stadler
Festspiele in Salzburg als erstes Friedensprojekt – das war die erklärte Absicht der Gründerväter, des Theatermagiers Max Reinhardt, des Poeten Hugo von Hofmannsthal, des damals schon weltberühmten Komponisten Richard Strauss, des anerkannten Direktors der Wiener Staatsoper Franz Schalk und des erfolgreichen Bühnenbildners Alfred Roller.
Weil Salzburg wegen »seiner wundervollen zentralen Lage und seiner landschaftlichen und architektonischen Pracht« das Zeug dazu hätte »Wallfahrtsort zu werden für die zahllosen Menschen, die sich aus dem blutigen Gräuel dieser Zeit nach den Erlösungen der Kunst sehnen«. (Max Reinhardt)
Weil Salzburg das »Herz vom Herzen Europas« (Hugo von Hofmannsthal) sei mit einer besonderen Aufgabe, einer geradezu historischen Sendung.
Und weil nur die Kunst, ausgedrückt durch ein Festspiel, die vom Krieg gegeneinander gehetzten Völker wieder friedlich zueinander bringen könnte.
Mir als geborene und immer noch begeisterte Salzburgerin gefällt diese Verehrung für die schöne Stadt natürlich sehr! Und ich schäme mich angesichts der Tatkraft dieser Gründerväter manchmal für den Kleinmut, das Selbstmitleid von uns Heutigen.
Ihrem Glauben an die Kraft der Kunst und den Kraftort Salzburg verdanken die Festspiele ihre Existenz.
Sie ließen sich nicht beirren von ständigen Geldnöten.
Sie ließen sich nicht abhalten von der Idee »einer Weltkunstzentrale auf österreichischem Boden«, obwohl Österreich 1918 vom Europa umspannenden Habsburgerreich zum vergleichsweise winzigen Rest geschrumpft war.
Sie ließen sich nicht entmutigen von der – verständlichen – Mutlosigkeit der Mehrheit. Diese drückte sich schon in der Namensgebung der Ersten Republik aus: Weil man nicht an die Überlebensfähigkeit des Mini-Österreichs glaubte, nannte man sie Deutschösterreich. Es ist daher kein Wunder, dass den meisten Festspiele als künstlerischer und wirtschaftlicher Motor einer Region, so wie sie Max Reinhardt schon 1917 prophezeite, eine Fata Morgana mitten in den Nachkriegsnöten zu sein schien. Sie sahen nicht die ferne Chance, dass der Tourismus dem Land einst Brot bringen würde. Sie sahen nur die nahe Gefahr, dass das Brot durch ausländische Gäste noch weniger würde. Und tatsächlich mussten für die ersten Festspiele 1920 außertourlich 54 000 Kilo Mehl in Salzburg ausgegeben werden, um die ärgste Not zu lindern.
Die Aufrufe der Festspielgründer strotzten trotzdem vor Optimismus.
»Möge da