: John Steele
: Wolfgang Franßen
: Ravenhill Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783945133781
: 1
: CHF 14.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
John Steeles explosive Geschichte der Paramilitärs in Belfast greift auf die dreißig Jahre alte düstere Geschichte einer langen Reihe von Gräueltaten zurück, mit denen die IRA, die INLA, die Ulster Volunteer Force und die Ulster Defence Association sich gegenseitig bekämpften. Jackie Shaw kehrt nach Belfast zurück, um an der Beerdigung seines alkoholkranken Vaters teilzunehmen, findet aber schnell heraus, dass seine Vergangenheit ihn einholt. 1993 fand ein schrecklicher Bombenanschlag auf eine Video­thek statt, in der neun Zivilisten und Kinder, getötet wurden. Shaw fuhr das Fluchtfahrzeug und ver­schwand danach spurlos. Seine verbrannte Leiche wurde am Tatort gefunden. Im Ethos der Paramilitärs ist alles akzeptabel, außer ein Polizei- oder Armeeinformant oder noch schlimmer, ein verdeckter Polizist oder Geheimdienst. Die Strafe für beide ist brutale Folter und eine Kugel in den Hinterkopf. Jahre später hat das Karfreitagsabkommen die Dinge verändert. Die Paramilitärs haben ihren Zweck verloren. Einige, wie Jackies ehemaliger Kommandant, finanzieren ihren Lebensstil mit dem gleichen Schutzgeld, das sie einst in ihren Ge­meinden erhoben haben. Andere mit Drogen, Prostitution, Menschenhandel und arbeiten sogar mit ihren ehemaligen IRA-Feinden zusammen. 'Ravenhill' erinnert uns alle daran, welchen Folgen ein möglicher Brexit für Nordirland mit sich bringt, wie schnell alte wunde erneut aufbrechen.

John Steele wurde in Belfast geboren. Mit 22 Jahren reiste er in die Vereinigten Staaten und lebte auf drei Kontinenten, darunter ein dreizehnjähriger Aufenthalt in Japan. Zu seinen früheren Tätigkeiten gehören Schlagzeuger in einer Rockband, Illustrator, Lastwagenfahrer und Englischlehrer. Heute lebt er mit seiner Frau und seiner Tochter in England. Ravenhill ist sein erster Roman. Das zweite Jackie-Shaw-Buch 'Seven Skins' ist soeben erschienen.

Kapitel 1


1993


Stephen Armstrong hatte sich immer für einen anständigen Kerl gehalten. Die Einsicht, von einem Geheimnis zu wissen, das ihn sein Leben kosten könnte, überraschte ihn daher ziemlich. Er grübelte gerade darüber nach, als Archie Sinclair die Stimme hob, um das Radio zu übertönen.

»Während einer Ermittlung auf einem Friedhof in West Belfast heute am späten Vormittag wurde ein als Grab getarntes Waffenlager entdeckt. Die Polizei erklärte, bei den gefundenen Waffen handele es sich unter anderem um eine abgesägte Schrotflinte, zwei Handfeuerwaffen und ein automatisches Gewehr.«

»Das war einfach grandios, als der Typ sich in Metall verwandelt hat und all das. Ich sag dir, in Zukunft wird es vor allem Comic- Verfilmungen geben.«

Stephen blickte durch das Schaufenster von East-End-Video auf den vorbeiströmenden Feierabendverkehr und hinüber zum Ormeau Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es war ein schöner Nachmittag im Februar und noch immer nicht dunkel, dabei war es schon beinahe halb fünf. Schmale Lichtstreifen fielen durch die kahlen Bäume und warfen ein blassgoldenes Streifenmuster auf die Spazierwege.

»Der war eindeutig besser als dieser andere Film, den du mir empfohlen hast. Ich interessiere mich eigentlich nicht für Science-Fiction, aber wenn Arnie mitspielt, kann’s eigentlich nicht schlecht sein, oder?«

»Die Polizei ermittelt im Fall einer Schießerei in einer Taxi-Firma an der unteren Newtownards Road in East Belfast, die sich heute Nachmittag ereignet hat.«

Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte Stephen hinter den Baumwipfeln das Ashby-Hochhaus der Queen’s University an der Stranmillis Road erkennen. Er fragte sich, ob Donal vielleicht dort herumhing und in der Studenten-Cafeteria einen Espresso trank. Donal hatte gestern Abend erwähnt, er würde Maschinenbau oder etwas in der Art studieren, und Stephen hatte so eine Ahnung, dass der Fachbereich sich im Ashby-Gebäude befinden könnte. Auch wenn er noch nie in seinem Leben eine Universität betreten hatte.

»In der vergangenen Nacht