: Uwe Voehl
: Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin
: Zaubermond Verlag
: 9783955729547
: 1
: CHF 8.90
:
: Horror
: German
: 352
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Baron Nicolas de Conde hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um die Unsterblichkeit zu erlangen. Sein Versuch, Asmodi zu betrügen, scheiterte, und innerhalb einer einzigen Nacht wurden de Condes Frau Isabelle und seine Kinder im finsteren Wald von Wölfen zerrissen. Blind vor Schmerz ruft de Conde den Teufel ein weiteres Mal an. Und schließt einen weiteren Pakt. Mit einem weiteren Opfer. Ihr Name: Charlotte de Conde.

 

Kapitel 2


 

Aufstehen. Antreten. Asmodi unser, der du wandelst auf Erden. Trocken Brot und Haferschleim.

Das Abendessen fiel heute aus, denn die Nacht des Vollmonds war angebrochen. Noch nie zuvor hatte sich Lotte so davor gefürchtet wie diesmal.

Sie hatte Schuld auf sich geladen.

Und sie war nicht die Einzige, die es wusste. Albert starrte sie noch immer während der Mahlzeiten an, noch unverblümter als zuvor. Einmal lächelte er ihr sogar scheu zu. Es war ein dankbares Lächeln. Wusste er, dass sie Vincenz den Tod gewünscht hatte?

Und auch Vincenz’ Blick erhaschte sie ein Mal. Er war voller Hass. Ahnte er, dass sie für sein Martyrium die Verantwortung trug?

Eine ahnte es ganz bestimmt: die Schwester Oberin. Auch sie schaute Lotte oft auf eine so merkwürdige Art an, mit einem Lächeln auf den Lippen, so als wüsste sie Bescheid.

Lotte lief jedes Mal rot an, und es blieb ihr nicht viel mehr, als den Kopf zu senken und zu hoffen, dass die Schwester Oberin nicht ihre allerheimlichsten Gedanken las.

Sie alle, die hier imhaus zur heiligen dreieinigkeit den Glauben des HERRN erfuhren, waren spezielle Kinder. Sie alle besaßen eine Gabe. Über welche Gabe Lotte verfügte, wusste sie nicht. Sie war noch jung, die Gabe, so sagten die Schwestern, komme erst allmählich zum Vorschein, so wie eine Blume sich zunächst mühsam aus dem Erdreich nach oben graben müsse, um schließlich im Lichte zu erblühen. Doch um die Gabe zu fördern, war es erforderlich, den Schwestern jede nur mögliche Missetat zu beichten.

Die Schwester Oberin rief die Kinder in die Krypta. So standen sie um den gläsernen Schrein, in dem eine Kralle Asmodis aufbewahrt wurde. Die Gesänge und Gebete zu Ehren Asmodis dauerten Stunden. Zum Höhepunkt wurde ein schwarzer Ziegenbock geschlachtet und zerteilt. Das Blut wurde sorgsam in Kelchen aufgefangen. Nicht ein Tropfen spritzte auf den Mosaikboden, auf dem Asmodis Höllenscharen verewigt worden waren.

»Besser als Haferschleim, was?«, flüsterte Melisende und stupste Lotte an.

Lotte erwiderte nichts. Ihre Kehle war jetzt schon wie zugeschnürt, wenn sie an die Beichte dachte.

Die Schwestern gingen zu jedem Kind und drückten ihm ein Stück blutiges, warmes Fleisch in den Mund und segneten es dabei. Das Fleisch war der Leib Asmodis, und indem sie es in sich aufnahmen, wurden sie des HERRN selbst leibhaftig.

Jedem Kind setzten die Schwestern einen Kelch mit dem Blut an die Lippen, damit es davon trinken konnte. Auch das war eine Spende des HERRN, und sie alle drückten ihre Dankbarkeit mit umso hin