: Klaus Hahlbrock
: Kein Leben ohne Vielfalt Ein Plädoyer für die Rettung unserer Lebensgrundlagen
: oekom verlag
: 9783962385859
: 1
: CHF 12.50
:
: Gesellschaft
: German
: 160
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Warum fällt es uns so schwer, uns rücksichtsvoll zu verhalten, obwohl wir um die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen wissen? Weil wir zum Teil immer noch durch archaische Instinkte gesteuert werden! Diese zu überwinden wäre oberstes Gebot der Stunde. Das Buch zeigt, wie wir wurden, was wir sind, welche Entwicklungsstufen wir bereits durchlaufen haben und was passieren muss, um die nächste, die integrale Stufe zu erreichen, in der Natur und Mensch wieder eins geworden sind. Eine kurze Bewusstseinsgeschichte der Menschheit und ein Appell, die Trennung von Mensch und Um-Welt zu durchbrechen.

Klaus Hahlbrock ist Professor em. für Biochemie und war langjähriger Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft. Bekannt wurde er durch sein Buch »Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren?«, erschienen innerhalb der 12-bändigen Reihe des Forums für Verantwortung.
Der Ursprung: Vielfalt und Wandel
»Und es ist das ewig Eine,
das sich vielfach offenbart:
klein das Große, groß das Kleine.
Alles nach der eignen Art.
Immer wechselnd.«
Goethe, Parabase

Mikro-, Meso- und Makrokosmos


Unsere menschliche Erfahrungswelt muss irgendwo zwischen den Extremen der kleinsten und größten Objekte von Mikrokosmos und Makrokosmos liegen. Doch deren unendliche Ferne ist weder mit unseren auf die mesokosmische Perspektive (gr.:mesos, in der Mitte) begrenzten Sinnesorganen noch mit technischen Hilfsmitteln erreichbar. Mathematische Berechnungen ermöglichen zumindest theoretisch eine Annäherung, allerdings mit der Einschränkung, dass sie aus mesokosmischen Beobachtungen abgeleitet sind und sich die Reichweite ihrer Gültigkeit damit nicht nachweisen lässt. Und je weiter wir in die Extreme vordringen, umso unverständlicher werden sie für unsere mesokosmisch geprägte Vorstellungswelt.
Nach der heute gängigen Hypothese ist unser Universum aus einem ›Urknall‹, das heißt aus der Abkühlung und Ausdehnung (›Inflation‹) einer ›Singularität‹, hervorgegangen – einer unendlich hohen Energiedichte, in der es weder Raum noch Zeit, noch Materie gab. Erst mit dem Beginn von Raum und Zeit bildete sich allmählich auch Materie, und mit ihr entstanden erste Formen von Vielfalt, Struktur und Ordnung:Viel-falt als ent-faltete Einheit.
Seitdem sind nach dieser Hypothese fast 14 Milliarden Jahre vergangen, in denen sich unser heutiges Universum mit vielen Milliarden Galaxien gebildet hat und immer weiter ausgedehnt. Jede Galaxie besteht wiederum aus Milliarden von Sonnensystemen, die sich über Tausende von Lichtjahren erstrecken können und mit hoher Geschwindigkeit um ein gemeinsames Zentrum rotieren (trotz einer Geschwindigkeit von mehreren hundert km/sek benötigt unser Sonnensystem viele Millionen Jahre für einen Umlauf.). Und jedes einzelne Objekt im gesamten Universum ist Teil eines ständigen Werdens und Vergehens, vom Zerfall oder Verschmelzen von Atomkernen bis zur Entstehung neuer Sterne und zum Verschwinden ganzer Sonnensysteme in schwarzen Löchern.
Unsere Milchstraße und die Andromeda-Galaxie (»Andromeda-Nebel«) gehören zu den am besten erforschten Beispielen für kosmische Größenordnungen. Mit ca. 100 Milliarden Sternen und Durchmessern von mehr als 100 000 Lichtjahren sind beide Galaxien etwa gleich groß. Aus einer Entfernung von ›nur‹ 2,5 Millionen Lichtjahren bewegen sie sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 400 000 km/h aufeinander zu. Ihre Vereinigung ist demnach in ca. 4 Milliarden Jahren zu erwarten.
Abb. 1*) zeigt die Andromeda-Galaxie mit zwei großen und mehreren kleineren, hier nicht erkennbaren Satellitengalaxien vor dem Hintergrund unzähliger weiterer, aufgrund ihrer vergleichsweise großen Entfernung winzig klein wirkender Galaxien.
Ebenso unvorstellbar weit entfernt, nur in entgegengesetzter Richtung, ist der atomare und subatomare Bereich des Mikrokosmos. Schon die Winzigkeit der klassischen Bausteine der Atome – Protonen, Neutronen (jeweils< 10−24 g) und Elektronen (~10–27 g) – liegt weit außerhalb unserer Vorstellungskraft. Und doch sind sie immer noch riesig gegenüber den bisher kleinsten, nur über ausgeklügelte Exp