: Iris Schmidt
: Blutsschwestern: Tagebuch einer an Leukämie erkrankten Mutter
: Pandion Verlag
: 9783869115474
: 1
: CHF 8.00
:
: Pflege
: German
: 164
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Iris Schmidt fühlte sich schon seit einigen Monaten immer wieder ausgebrannt und schlapp. Eine Infektion folgte der nächsten. Sie ging von Arzt zu Arzt, aber außer einer Grippe, einer Halsentzündung und einer Schilddrüsenentzündung stellte niemand etwas Auffälliges fest. Die blauen Flecken an ihren Beinen nahm niemand zur Kenntnis, sie selbst ignorierte sie ebenfalls. Man riet ihr, erst einmal mit ihrer Familie in den Urlaub zu fahren und sich dort richtig auszukurieren. Gesagt– getan!
Doch was dann in der Türkei geschah, darauf war niemand vorbereitet. Kurz entschlossen wurde der Urlaub in letzter Sekunde abgebrochen und man landete auf dem Flughafen Frankfurt, nur einen Steinwurf vom Universitätsklinikum entfernt.
Dort sollte Iris dann in den nächsten Stunden die bittere Wahrheit über ihren Zustand erfahren. Zu ihrem Entsetzen teilte man ihr mit, dass es ohne Stammzelltransplantation keine Rettung für sie gebe. Es musste dringend ein genetischer Zwilling gefunden werden… Die nächsten Wochen und Monate wurde die 120 Kilometer entfernte Klinik dann ihr Zuhause…



?Iris Schmidt, geboren 1968 im Westerwald, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie schrieb dieses Buch, um ebenfalls erkrankten Menschen und ihren Familien Kraft und Hoffnung zu geben. ?

5. Erholungsurlaub zu Hause


 

Von Freitag, den 6. September 2013 bis Dienstag, den 1. Oktober 2013 durfte ich dann tatsächlich nach Hause. Es waren dreieinhalb Wochen, sage und schreibe 25 Tage.

 

An dieser Stelle ist es interessant über die vielen Veränderungen, die in den letzten Tagen bei uns zu Hause stattgefunden hatten, zu berichten: Frank stellte zusammen mit den Kindern, unseren Müttern, Jutta, Anke und Nicole unser komplettes Haus auf den Kopf. Es gab keine Ecke und keinen Winkel mehr, der nicht geschrubbt und gewienert war. Alle Blumen und Teppiche wurden entsorgt. Die kompletten Pflanzen standen in unserer Gartenhütte und alle losen Teppiche lagen in der Kellerbar. Die Pflanzen verschenkte ich später alle an Irmgard, Mama und meine Freundin Jutta. Im nächsten Herbst 2014 würde ich mir dann wieder neue Blumen kaufen. So lange sollte es dauern, bis ich wieder Pflanzen im Haus haben durfte.

Die Bettdecken wie auch die Kopfkissen wurden neu gekauft und frisch überzogen und unsere alten Sofakissen lagen in der Mülltonne. Mama kaufte neue Kissen samt Bezügen, denn alles musste relativ steril und sauber sein.

Im Gäste-WC gab es keine Handtücher mehr, sie wurden durch Papiertücher ersetzt und ein großer Spender mit Desinfektionsmittel stand für alle bereit, die mich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten besuchen sollten. All diese Dinge und jede Menge Mundschutz besorgte mir mein lieber Schwager Lothar. An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank!

Der Staubsauger wurde ausgetauscht, Dirk besorgte uns einen neuen mit Filterreinigung. Mit dem Alten durfte ich nicht mehr saugen, und auch den Raum, nachdem ein anderer gesaugt hätte, eine Stunde lang nicht betreten.

Mein Bett musste jede Woche mindestens zweimal frisch bezogen werden.

Das Schlimmste allerdings war, dass unsere Häschen Flocke und Paule nicht aus ihrem Urlaubsquartier in Wittgert zurückgeholt werden durften. Sie mussten leider noch bis Ostersamstag 2014 bei Mama und Papa bleiben. Ich durfte weder Kontakt mit den Tieren haben, noch durfte ich mit Heu und Stroh in Berührung kommen. Lena litt sehr unter dieser Trennung,