Kapitel 2: 1963/64 - Schnaps-Idee und die Planung
Es ist Abend, in der Gaststätte ist viel Betrieb, die Luft ist rauchgeschwängert. In einer Nische sitzen zwei Herren und reden miteinander. Beide sind gut gekleidet, sie gehören ganz offensichtlich den besseren Kreisen an. Der Lärm der anderen Gäste scheint sie nicht zu stören, tief sind sie in ihr Gespräch versunken und gehen bedeutenden Ideen nach.
„Nico, wir müssen etwas für die Entwicklung des Landes an der Elbe unternehmen.“
„Was kann ich dabei tun?“ Der Bürgermeister des kleinen Ortes an dem großen Fluss zieht an seiner Zigarette. „Ich ahne, was du vorhast, kannst du bitte etwas deutlicher werden?“
Der Minister greift nach seinem Glas und nimmt einen kräftigen Schluck. „Mir macht die wirtschaftliche Entwicklung von Nord-Niedersachsen zu schaffen. Im Bundesdurchschnitt sind 140 von 1000 Einwohnern in der Industrie beschäftigt, im Regierungsbezirk Stade sind es nur 40 von 1000. Du weißt, was das bedeutet?“
Der Bürgermeister und Mitglied des Landtages, Inhaber eines Fuhrunternehmens und eines Obstgroßhandels, nickt. Viele seiner Mitbürger sind in der Landwirtschaft beschäftigt, andere verdienen ihr Brot durch Transporten auf kleinen Schiffen, den Küstenmotorschiffen. Der größte Teil der Bevölkerung an der Unterelbe lebt noch von der Hand in den Mund, wie schon seit hunderten von Jahren. Viele besitzt eine Kuh oder ein Schwein, auch ein