: Marie Brunntaler
: Wolf Roman | Ein packender historischer Schwarzwaldroman
: Eisele eBooks
: 9783961610730
: 1
: CHF 8.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein historischer Schwarzwaldroman um 1820 - archaisch, poetisch, fesselnd Ein Heimatroman im besten Sinne Von der Autorin des Romans Das einfache Leben Schro?tten im Su?dschwarzwald, 1820: Ein verwilderter Knabe wird aufgefunden, niemand weiß, woher er kommt. Man gibt den Halbwu?chsigen der Bauernfamilie Steinhauer in Obhut, wo er seine Umgebung durch seine Scho?nheit und Anmut sogleich fasziniert. Auch besitzt er erstaunliche Kenntnisse in der Naturheilkunde und rettet damit der jungen Maria Steinhauser das Leben. Mehr und mehr Dorfbewohner scheinen dem wundersamen Charme Gabriels zu erliegen. Als sich dann auch die Ba?uerin Steinhauer heimlich in Gabriel verliebt, spitzen sich die Ereignisse zu und bringen so manchem Schröttener den Tod. Und die Fragen, die alle Schwarzwälder umtreibt, werden immer dra?ngender: Wer ist dieser Fremde, wo kommt er her, und was fu?hrt er im Schilde? »Archaisch und packend.« Luzerner Rundschau

MARIE BRUNNTALER wurde im Südschwarzwald geboren, studierte Biologie und arbeitete als Landschaftsplanerin in Heidelberg und Bonn, bevor sie ihrem Mann in die Schweiz folgte. Marie Brunntaler arbeitet als Landschaftstopografin im Berner Oberland. Eine Liebe von Bern ist ihr vierter Roman.

4
DER SCHMERZ

Maria Steinhauer zitterte, klagte, sie schrie aus Leibeskräften, dass es so wehtue und man ihr doch helfen solle. Das arbeitsame stille Mädchen, gerade sechzehn geworden, stand in der Stube, hielt die Arme von sich gestreckt und flehte um Hilfe. Sonst, wenn jemand in der Hausgemeinschaft einen Unfall hatte, ob Schnittwunde, Prellung oder Knochenbruch, holte die Bäuerin das Verbandszeug unter dem Herrgottswinkel hervor, manchmal auch Jodtinktur und Kamphergeist. Dann standen alle um den oder die Verunglückte herum, gaben ihre Meinung ab oder schwiegen, bis Antonia die Behandlung beendet hatte. Ein Schmerz wie dieser aber, dessen Ursache unsichtbar war, versetzte die Gemeinschaft in Ratlosigkeit. Hilflos betrachteten sie die schreiende Maria, ohne ihr beistehen zu können.

»Wo tut es weh?«, fragte Antonia.

Wimmernd zeigte die Tochter auf alle möglichen Stellen ihres Körpers. In schweren Tropfen stand der Schweiß auf ihrer Stirn, strähnig hing das Haar herab, Schweiß färbte ihr Mieder gelblich. »Alles ist Feuer, alles brennt!«, schrie das Mädchen.

Antonia schob die Knechte beiseite, die auf der Kunst des Kachelofens saßen, jenem erwärmten Vorbau aus Speckstein, auf dem man in besonders kalten Nächten die Kinder schlafen ließ. Schwerfällig kamen die Knechte hoch und sahen zu, wie die Bäuerin ihre Tochter auf die Kunst bettete.

»Da brennt es ja noch mehr!«, schrie das Mädchen und wollte wieder aufstehen.

Antonia deckte sie mit einem Mantel zu. »Wärme tut gut. Wärme ist richtig, wenn die Krämpfe da sind.«

»Es sind nicht die Krämpfe. Es ist nicht die Sache mit dem Blut«, flüsterte Maria. »Das war schon. Seit einer Woche ist es vorbei.«

»Nicht die Krämpfe?« Antonia legte der Tochter die Hand auf die Stirn. »Fieber hast du nicht. Woher dann der Schweiß?«

»Ich weiß nicht, Mutter.« Maria wollte weitersprechen, doch der Schmerz biss wieder zu, sie schrie erbarmungsvoll und bäumte sich so unvermittelt auf, dass die Mutter erschrocken zurückfuhr.

»Du musst mir sagen, wo der Schmerz sitzt«, beschwor Antonia ihr Kind.

»Im Rücken, im Bauch, es ist oben und ganz unten. Überall!« Maria wand sich, warf sich hin und her.

»Wir müssen ins Kloster schicken«, murmelte Antonia. »Wir müssen Pater Berengar holen. Er wird wissen, was zu tun ist.«

»Sie leidet imcolon.« Eine ruhige Stimme, eine sanfte Stimme, die sich nicht aufdrängen wollte.

Antonia, auch die Knechte und Mägde wandten den Blick zu dem jungen Holzknecht, der in der Tür stand. Eiszapfen hingen in seinem Haar, er kam von draußen.

»Ich habe so etwas schon gesehen«, fuhr Gabriel fort. »Man nennt escolica, es ist ein Leiden des inneren Leibes.«

»Wo hast d