Vereinbarkeit von Rollenklischees, Beruf und Familie: Outdoor-Mama in Kanada
// Von Simone Janson
Marlene Walsh verantwortet in der Gästebetreuung eines großen Hotels die Outdoor-Aktivitäten und ist Mutter einer kleinen Tochter. Wie managt sie Karriere und Kind? Und wie geht sie mit weiblichen Rollenklischees um?
Der Job fordert vollen Einsatz
Die Station touristique Duchesnay ist eine große Freizeit- und Hotelanlage ca. 70 KM nordöstlich von Quebec-City, die ihren Gästen zahlreiche Freizeit-Aktivitäten anbietet:
Kajak- und Kanu, Klettern, Segway-Fahren oder Tierbeobachtungen gehören dazu. Ein Programm also, das von Marlene Walsh vollen Einsatz fordert.
Kein 9-5-Job
Dieses umfangreiche Programm zu planen und für die Gäste zu koordinieren ist die Aufgabe von Marlene Walsh, die Assistentin des Head of Activity ist. Kein 9-5-Job, wie sie sagt:
"Die Wünsche der Gäste, aber auch Verletzungen oder Wetterumschwünge nehmen keine Rücksicht auf Feierabend und Familienplanung."
Gelassenheit gegenüber Stress und weiblichen Rollenklischees
Im Gegenteil, den größten Ansturm erlebt das Hotel am Wochenende:"Dann kommen meist die ganzen Ausflügler aus Quebec-City und es kann richtig stressig werden", berichtet Marlene.
Wie schafft sie es, diese Arbeitszeiten mit ihrer Familie zu vereinbaren? Das größte Geheimnis scheint mir Marlenes Gelassenheit zu sein – auch gegenüber weiblichen Rollenklischees:
Outdoor-Camping bei -30 Grad
Als ich sie frage, ob sie besondere Wünsche für das Foto habe, das ich dann von ihr veröffentlichen will, sagt sie sympathisch:"Ach nein, fotografiere mich einfach wie Du willst, ich bin ja keine Barbie-Puppe."
Und im Winter macht sie auch schon mal Outdoor-Camping bei -30 Grad Celsius."Sich da ein Iglu zu bauen und dann in die Schlafsäcke zu kriechen, macht richtig Spaß", erwidert sie meinen entsetzten Aufschrei.
Mit Liebe zum Job
Genau in solchen Momenten merkt man die Liebe zu ihrem Job. Und dass sie den Umgang mit Menschen in der Natur gewohnt ist:"Ich habe bereits als Jugendliche Kinderfreizeiten betreut und das auch im Studium weiter gemacht", erzählt sie mir.
Und sie ist dafür ausgebildet, denn Marlene hat im kanadischen New Brunswick Physical Education studiert, um Sportlehrerin zu werden.
Kein Drahtseilakt
Als Lehrerin hat sie aber nie richtig gearbeitet, sondern gleich eine Stelle als Animateurin angenommen:"Ich liebe es einfach draußen zu sein", berichtet Marlene, die auch eine Zeitlang mit ihrer Familie in Quebec City lebte:"Aber mir hat es in der Stadt einfach nicht gefallen", berichtet sie, obwohl die Stadt vergleichsweise klein ist.
Damit der Alltag nicht zum Drahtseilakt wird, ist die die Nähe zwischen Wohn- und Arbeitsort für Marlene eine große Hilfe – z.B. bei der Kinderbetreuung, wie sie erklärt:"Vorher musste ich jeden Tag 70 Kilometer fahren, das war schwieriger."
Kinderbetreuung staatlich geregelt
Heute kann sie sich mit ihrem Mann, der als Freelancer überall arbeiten kann, organisieren. Daher war es auch kein Problem, dass Marlene nach 50 Wochen Mutterschaftsurlaub wieder Vollzeit an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt:
"Unsere Tochter ist in einer staatlichen Kindertagesstätte für 45 Dollar die Woche, das Geld lässt sich leicht aufbringen."
Doppeltes Einkommen als finanzielle Notwendigkeit
Für Marlene ist ihr Job, die tatsache dass die Familie ein doppeltes Einkommen hat, aber auch eine finanzielle Notwendigkeit:"Wir haben gerade ein Haus gekauft, das hätten wir uns ohne meinen Job gar nicht leisten können", berichtet sie.
Als Entschädigung macht sie manchmal mehrtägige Kanu-Touren in der kanadischen Wildnis mit ihrer Familie:"Wir sehen und hören dann für mehrere Tage niemanden, das ist herrlich."
Frauen als Unternehmerinnen in einer Männerdomäne [mit Checkliste]
// Von Simone Janson
Frauen gründen anders. Auch dann, wenn Sie sich in einer Männerdomäne selbständig machen. Was treibt Gründerinnen an? Tatsache ist: Der Weg zur erfolgreichen Unternehmerin ist kein Zuckerschlecken.
Frauen gründen anders
"Darüber wurde schon so viel geschrieben; Frauen machen es halt einfach anders", antwortet Bundestagsabgeordnete Antje Lezius leicht genervt auf die Frage, was Unternehmerinnen besser oder schlechter machen als Männer. Lezius war selbst 10 Jahre lang Geschäftsführerin der Frühauf Tanken und Rasten GmbH in Idar-Oberstein, einer echten Männerdomäne also. Später gab sie Ihre Erfahrungen an kleine und mittelständischen Unternehmen, schwerpunktmäßig an Tankstellen, weiter: Sie arbeitete als Unternehmensberaterin. Heut schließlich sitzt sie für die CDU im Bundestag.
Ihre Erfahrung:"Frauen erkennen Schwierigkeiten eher, sprechen Dinge an und suchen Hilfe, wenn es nicht so läuft. Außerdem sehen sie Zusammenhänge und handeln vorausschauender." So wie 1997, als die Bundesstraße, an der ihr Familienunternehmen seit 40 Jahren existierte, verlegt wurde. Lezius beschloss mit Bruder und Mutter kurzerhand, an anderer Stelle eine neue Tank- und Rastanlage mit Bistro und Shop zu bauen"größer, moderner und technisch auf dem neuesten Stand." Ihr Motto dabei: Wenn schon investieren, dann richtig! Kostenpunkt: 4,5 Millionen Mark. Der Kredit dafür war nicht einfach zu bekommen:"Einige Banken haben uns das nicht zugetraut – nicht weil der Chef weiblich war, sondern weil wir vorher einfach viel kleiner gewesen waren", berichtet die Unternehmerin. Überzeugen konnte sie schließlich mit einem ausgeklügelten Businessplan, der auch eine Co-Finanzierung durch eine Öl-Gesellschaft und eine Fast-Food-Kette einschloss.
Akzeptanzprobleme sind selten
Ernste A